In der kleinen Kochnische im 1. Halbstock werden Radieschen geschnitten, als ich in den Shop in der Kaiserstraße 8 komme. Ungewöhnlicher erster Satz für einen Blog, nicht? Aber das ist eine gute Richtschnur für das, was jetzt kommt. Denn Monika Bambara und ihr Shop LEG/art sind alles andere als gewöhnlich.
Drei Jahre ist es her, dass die gebürtige Ungarin den Shop LEG/art eröffnete. Eigentlich ist sie gelernte Hotelfachfrau, aber in dem Bereich arbeitet sie schon lange nicht mehr. Sie liebte das Reisen, die Ferne, das Entdecken und verbrachte viel Zeit in Indien, kaufte Räucherstäbchen und Etno-Ware ein und verkaufte sie dann landauf landab bei Festivals. Alkohol. Drogen. Sucht. Entzug. Darüber spricht die Inhaberin von LEG/art ganz offen. Auch über die regelmäßigen Treffen der Narcotics Anonymous oder eine AA-Gruppe, die sich donnerstags nach Geschäftsschluss bei ihr trifft, erzählt sie frei heraus.
Nein, so beginnen wahrlich nicht viele Unternehmergeschichten. Der unerlässliche Neuanfang kam wie ein Wink des Universums, denn die Liebe zu ausgefallenen Strumpfhosen flackerte schon lange in Monika Bambara, die sich im Anschluss an eine mehrmonatige Therapie in Kalksburg nach einer neuen Aufgabe umsah:„Strumpfhosen verkaufen, das kann ich!“ Die Beantragung eines Gewerbescheins und die Suche nach einem geeigneten Geschäftslokal waren eine logische Konsequenz.
Der Shop in der Kaiserstraße war eine renovierungsbedürftige Bude,
von der man der Jungunternehmerin sagte, dass nur der unterste Teil als Geschäftsraum verwendbar sei, der Rest diene als Lager. Aber Monika Bambara hatte andere Pläne. Befreundete Nachbarsburschen hatten Ferien, also halfen sie mit, die Räume auf Vordermann zu bringen. Was sich dem Kunden jetzt präsentiert, ist der Inbegriff von schrillem Flair. Besser hätte man es nicht planen können. Enggewunden führt eine Stiege in die oberen Räume – links einer für Etno-Ware, einer für Männer-Mode, rechts geht es zu Gothic-Kleidung, Vintage-Second-Hand- und Rockabilly-Chic. Dazwischen finden sich ausgefallenes Schuhwerk, geheimnisvolle Masken und Schmuck. Der vertraute Geruch von Räucherstäbchen hängt in der Luft. Bilder der befreundeten Künstlerin Taylor Hanes zieren die Wände. Es ist, als wären die Räumlichkeiten genau ihrer Bestimmung zugeführt worden.
Wie Sie vielleicht erahnen können, hat die Unternehmerin keinen klassischen Gründerprozess durchlaufen. Einen Businessplan gibt es nicht, nur eine Überschlagsrechnung: Zehn Strumpfhosen pro Tag müssen es schon sein, die über den Ladentisch gehen, um den bleibenden Erfolg zu garantieren.
Ihre ersten Bestellungen tätigte Monika Bambara – besser bekannt als Moni –, indem sie die Verpackungen ihrer eigenen geliebten Strumpfhosen nach Kontaktadressen absuchte und die Hersteller kurzerhand anschrieb, um ihr Händlerkataloge zukommen zu lassen. Buntgestreift oder wildgemustert, elegant oder kokett, transparent oder blickdicht, als Strumpfhose mit Fuß oder Leggings – in hundertfacher Ausführung und zu durchwegs moderaten Preisen tummeln sich hier die Haxerl-Betoner. Auch für Kinder ist einiges dabei.
Wie viele Unternehmerinnen um die Fünfzig kennen Sie, die sie mit zwei verschiedenfarbigen Doc-Martens empfangen? Noch keine? Dann wird es Zeit für einen Besuch bei LEG/art.
LEG/art
Kaiserstraße 8, 1070 Wien
geöffnet: Montag – Freitag: 11 – 19 Uhr
Samstag: 11 – 17 Uhr
oder rund um die Uhr über den Online-Shop erreichbar:
www.legart.at
Fotos: © Veronika Fischer