Über 35.000 Besucher in knapp eineinhalb Monaten – und das bei einem Altersdurchschnitt von 25 Jahren: Bereits zum 18. Mal und noch bis 20. Oktober 2019 gastiert die World Press Photo 19 im WestLicht, dem Fotomuseum im 7. Bezirk, und gibt einen eindrucksvollen Einblick in das vergangene Jahr der Pressefotografie.
Wir nahmen die beliebte Ausstellung zum Anlass, das WestLicht selbst in den Mittelpunkt eines Blogbeitrages zu stellen und mit WestLicht-Gründer Peter Coeln über Fotografie und seine Verbindung zum 7. Bezirk zu plaudern.
Zuhause im künstlerischen Herzen Wiens
Am 11. Juni 2001 eröffnete in der Westbahnstraße 40 der erste große Schauplatz für Fotografie in Österreich, gegründet aus einer Privatinitiative von Liebhabern und Kamerasammlern rund um Peter Coeln, der davor selbst als Werbefotograf tätig war und zu den weltweit bedeutendsten Sammlern von Fotografie und Kameras zählt.
Coeln selbst hat eine lange Verbindung zum 7. Bezirk; in unserem Interview bezeichnet er das Grätzel als „wahnsinnig sympathisch“ und betont vor allem das positive Klima und die vielen Vorteile für kreatives Schaffen.
Coeln selbst arbeitete bereits seit den 80er Jahren in einem Fotostudio in der Kaiserstraße, bevor er mit dem Studio 1990 in das heutige WestLicht zog. Vor der Eröffnung zur Galerie wurde das Architektenteam Eichinger oder Knechtl beauftragt, den heute zu sehenden unaufdringlichen Charme eines 50er-Jahre Lofts für die Ausstellungsräume zu entwickeln.
Fotografie entdecken und erleben
Die weitläufigen Räumlichkeiten der ehemaligen Glasfabrik bieten heute viel mehr als einen bloßen Ausstellungsraum. WestLicht ist gleichzeitig Ausstellungsort für Fotografie, ein Kameramuseum, ein gemütliches Café für kreativen Austausch sowie Heimat der WestLicht Auktionen. Gezeigt wurden seit der Eröffnung etwa 100 Ausstellungen, darunter ein breites Programm von großen Namen über historische Fotografien und Benefizprojekte bis zu spannenden Projekten heimischer und internationaler Neuentdeckungen.
Das WestLicht versteht sich dabei selbst als Schauplatz für Fotografie in Wien und will eine Symbiose zwischen Apparatur und Fotografie herstellen, Technophile und Seh-Sinnige sollen am gleichen Ort verbindend mit Information und kreativer Leistung befriedigt werden. Das einzigartige Kameramuseum zeigt deswegen eine beeindruckende Sammlung aus über 360 Apparaten aller Epochen, beginnend mit der Vorgeschichte der Fotografie bis hin zu den Anfängen der digitalen Fotografie.
Ist das ein gutes Foto?
Im Gespräch mit Peter Coeln konnten wir zusätzlich zur ohnehin beeindruckenden Atmosphäre des Gebäudes und dem starkem Andrang und hörbaren Austausch zur aktuellen World Press Photo 19 noch ein paar persönliche Eindrücke des sympathischen und bescheidenen Fotoliebhabers mitnehmen. Der international bekannte Sammler bezeichnet sich selbst nicht als Kamerafreak: Wenn er – wie in letzter Zeit wieder häufiger – selbst zum Fotografieren kommt, ist die Wahl der Kamera aus seiner Sicht definitiv überbewertet. Auch anders als man vielleicht erwarten könnte, beantwortet Coeln die Frage, was ein gutes Foto ausmache, nämlich nicht aus einer theoretisch-belehrenden Perspektive. Im Gegenteil ist seine Antwort viel einfacher: Wenn die Leute stehen bleiben. Das ist ein gutes Foto. Und das sieht man gerade bei der World Press Photo 19 sehr eindeutig, denn allein der veränderte Rahmen, den diese – sonst in der Zeitung abgedruckten Bilder – im Zuge dieser Ausstellung bekommen, lässt die Besucher länger stehen bleiben. Er gibt ihnen Zeit, die Bilder wirklich zu betrachten.
Peter Coeln freut sich besonders, mit der jährlichen World Press Photo ein für Ausstellungen sehr außergewöhnliches Publikum gewinnen zu können: Mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren, einem Frauenanteil von 65% und einem großen Teil an Studenten ist es gerade bei einer zum Nachdenken anregenden Ausstellung wie dieser ein gutes Zeichen, wenn sich junge Menschen für das aktuelle Zeitgeschehen interessieren.
Ausblick und Einblick
Passend dazu steht bereits die nächste spannende Ausstellung bei WestLicht am Programm. Nach Abschluss der World Press Photo wird mit Alison Jacksons „Truth is dead“ ab 29.10. ein weiteres Highlight im 7. Bezirk zu sehen sein. Die gebürtige Engländerin inszeniert Fotografien mit Doubles bekannter Persönlichkeiten und provoziert damit die ohnehin schon allgegenwärtige Diskussion um Fake News auf einer neuen, künstlerischen Ebene.
Und für alle, die sich die aktuelle World Press Photo 19 nicht entgehen lassen und vielleicht sogar ein bisschen tiefer in die Materie eintauchen wollen, bietet das WestLicht ein breites Angebot an unterschiedlichen Führungen. Von Workshop-Führungen über exklusive Abend-Führungen bis zu – speziell für 7. Bezirk-Bewohner und/oder Arbeitende Lunchtime-Führungen (für die aktuelle Ausstellung ein letztes Mal am 14.10. um 12:30).