Vally Wieselthier ist die Namensgeberin für einen Park bei der Stiftgasse, der bis 13. Oktober 2021 namenlos war. Der Bezirk Wien Neubau ehrt damit eine großartige Keramikkünstlerin, deren Werke noch heute beeindrucken.
Die 1895 in Wien geborene Tochter des jüdischen k. u. k. Hofadvokaten Wilhelm Wieselthier und seiner Frau Rosa hatte sich 1914 den Zugang zur Kunstgewerbeschule ertrotzt. Kaum 17-jährig, bestand sie darauf, „nie heiraten zu müssen“, selbst etwas zu werden. Die Eltern gaben nach, beeindruckt und voller Bewunderung vor ihrem Talent und ihrem Durchsetzungswillen. Sie wurde Lieblingsschülerin von Josef Hoffmann und Koloman Moser, dessen Zeichenklasse sie besuchte, studierte bei Rosalinda Rothhansl und Michael Powolny, der sie als Keramikerin ausbildete und ungemein schätzte.
1922 bis 1927 betrieb sie eine eigene Keramikwerkstätte und arbeitete mit der Porzellanmanufaktur Augarten und anderen Firmen wie Goldscheider, Lobmeyr oder Gmundner Keramik zusammen. Ihre Keramiken gelten als typische Beispiele des Art Déco-Stils, die durch ihre farbenfrohe Fröhlichkeit, Keckheit und Ungezwungenheit bestechen.
1927 kehrte Vally Wieselthier als künstlerische Leiterin der Keramikabteilung an die Wiener Werkstätte zurück, die in der Neustiftgasse 32 im Bezirk Wien Neubau beheimatet war. Ein Jahr später nahm sie an einer Internationalen Keramikausstellung im Metropolitan Museum in New York teil und entdeckte den US-amerikanischen Markt für sich.
Ab 1932 verlagerte sie ihren Wirkungskreis endgültig nach New York und eröffnete in der Stadt ein eigenes Atelier. Mit ihren Arbeiten erlangte sie in den USA endgültig Berühmtheit und nahm wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der amerikanischen Keramikproduktion.
Vally Wieselthiers Keramiken, meint Marianne Hörmann, Autorin einer Monografie über die Künstlerin, wirken wie expressive Malerei, während in der Fantastik ihrer Motive jener Ton mitschwingt, der so typisch für Wien ist.
Nach ihrem frühen Tod 1945 wurde Vally Wieselthier nach ein paar umschwärmten Jahren zunächst fast vergessen, doch nun ist großes Interesse für sie erwacht. Auch in ihrer Heimatstadt kann man ihre Werke bewundern. Wir danken insbesondere der exquisiten „Galerie bei der Albertina“ am Lobkowitzplatz 1 für die Überlassung von vier Bildern, die eindrucksvoll belegen, wie großartig Vally Wieselthier ihren Figuren aparte Eleganz, funkelnden Witz, fröhliche Sinnlichkeit verleiht.