Geometrische Formen, schlichte, aber raffinierte Schnitte, reduzierte Farben und ganz viel Liebe zum Handwerk – das ist ulliKo, 2005 gegründet und drei Jahre später am Neubau eingezogen. Im Gespräch mit Gründerin Ulrike Kogelmüller werden Konzepte von starren Konfektionsgrößen aufgeweicht und die Vorzüge lokaler Fertigung einbetoniert.
„Ich wollte immer Mode machen, aber nie selbstständig sein“, lacht Ulrike Kogelmüller. Die Modedesignerin, die ihre Energie am liebsten in die Kreativität, ins Machen und Erschaffen steckt, ist seit 2008 mit ihrem Modelabel ulliKo in der Kirchengasse 7 im 7. Bezirk zu Hause. Und sie ist angekommen.
im7ten zu Hause
„Ich wollte gerne in den 7. Bezirk, weil mir die Gegend getaugt hat. Die kleine Boutiquenszene hier war grad am Entstehen, aber es war bei weitem noch nicht so wie jetzt. Ich habe hier zwei, drei Geschäfte mit meinen Sachen beliefert und wusste auch, dass sich meine Kundinnen hier bewegen. Außerdem kannte ich mich hier gut aus und mochte die Gegend einfach. Das Museumsquartier und hinten dran der 7. Bezirk – ich finde ihn total nett!“, schwärmt sie. „Irgendwann bin ich im 13 A gesessen und bei diesem Lokal vorbeigefahren. Es war ein Blumenladen und es stand „Kunstblumen“ darüber. Es hat mir so gut gefallen.“ Eines Tages sieht Ulrike Kogelmüller eine Notiz an der Scheibe, dass die Inhaber:innen in Pension gegangen sind, „und dann bin ich sofort hingestürmt. Drei Tage später war ich bei der Hausverwaltung. Das war super! Es gibt Dinge, die wünscht man sich und dann gehen sie auf. Das war mit dem Geschäft auch so. Ich habe es von Anfang an geliebt. Es ist genau mein Stil. Das alte Portal, das große Schaufenster, das Glas, die feinen Einrahmungen, das Rechteckige, ein großer Raum und fertig. Ich habe es komplett renoviert. Wir haben uns gefunden.“
Eine Erlebniswelt entsteht
Der eigene Shop bringt große Veränderungen. Vom kleinen Gassenlokal in Hernals, mit Werkstatt und Büro auf der Galerie, zieht Ulrike Kogelmüller 2008 mit ihrem Modelabel in den siebten Bezirk. An die Stelle, wo früher der Verkauf ihrer Stücke als Kommissionsware in anderen Shops stand, tritt nun ihr UlliKo-Shop in der Kirchengasse und später auch ihr eigener Onlineshop, wo sie konzentriert präsentieren kann, wofür das Label steht: Zu 100 Prozent in Wien gefertigte Kleidung.
Made in Vienna
Vom Entwurf über die Prototypen bis hin zu den fertigen Kleidungsstücken der Kollektion entsteht alles in Wien. In die Produktion ist ein Wiener Betrieb eingebunden. Die Schneiderinnen kennt Ulrike Kogelmüller alle persönlich. „Diese Nähe mit den Menschen schätze ich sehr. Wir sind befreundet, wir stützen uns gegenseitig, sind miteinander gewachsen, und der Produzent weiß, wie ich meine Sachen haben möchte, wie mein Standard ist. Das funktioniert wunderbar. Darauf lege ich Wert.“ Durch die lokale Produktion gibt es praktisch keine Transportwege. Nicht zuletzt deshalb ist es der Unternehmerin möglich, stärker nach Bedarf zu produzieren und Überschuss zu vermeiden. „Ich produziere 14-tägig nach und kann sehr flexibel auf Wünsche eingehen“, erklärt Ulrike Kogelmüller den praktischen Ablauf und den Vorzug der lokalen Fertigung in Wien.
Der Stoff, aus dem die Träume sind
Lediglich den Stoff für die ulliKo-Kollektion muss sie im Voraus bestellen – und das können schon gut und gern tausend Laufmeter für eine Saison sein. Die Stoffe sind es auch, mit denen zweimal im Jahr ein neues Kapitel aufgeschlagen wird.
„Der Stoff ist bei mir total wichtig. Ich muss ihn sehen, in der Hand haben, spüren, sehen, wie er sich bewegt, wie er fällt, wie er sich verhält, was passiert, wenn ich ihn zusammendrücke oder in Falten lege – und dann poppt etwas im Kopf auf oder eben nicht. Vieles passiert wirklich unmittelbar. Da weiß ich, ich mach jetzt mal ein Muster daraus.“ Neben der Stoffqualität und haptischen Eigenschaften spielen für Designerin Ulrike Kogelmüller auch grafische Elemente eine wesentliche Rolle. Schlichte Linien, Geradlinigkeit, Streifen … „und wenn ein Stoff Punkte hat, dann gehört er schon mir“, lacht die Modeschöpferin. Lange Zeit war ulliKo durch die Kombination der Farben Schwarz, Weiß und Rot bekannt, und obwohl diese Farben immer noch stark in den Kollektionen vertreten sind, sind die simpel gehaltenen Schnittführungen über die Jahre noch mehr in den Mittelpunkt gerückt. Zwei, drei Modelle, die absolute ulliKo-Klassiker sind, werden regelmäßig mit anderen Stoffen und leichten Adaptierungen neu interpretiert, der Rest der Kollektion entsteht am Zeichentisch.
Hosen mit gutem Sitz
Bekannt ist das Label besonders für gute Hosen – ein oft leidiges Kleidungsthema für Frauen: „Jede Frau hat andere Hüften, die Eine hat einen Bauch, die Andere nicht, bei der Nächsten sind die Oberschenkel ein Thema“, skizziert Ulrike Kogelmüller die Herausforderung, eine Hose mit gutem Sitz zu finden. Genau deshalb hat sie viel an den Schnitten gebastelt und experimentiert. „Ich glaube, wir haben jetzt ein tolles System und ein paar gute Schnitte, die wirklich in vielen Größen funktionieren.“
Von XS bis XXL
In den letzten Jahren liegt ihr Fokus auf der Erweiterung des Größenspektrums. Insbesondere die Hosen sind in den Größen XS bis XXL erhältlich (entspricht in etwa den Konfektionsgrößen 34 bis 44), aber auch beim Rest der Kollektion achtet Ulrike Kogelmüller darauf, mit ihrem Angebot möglichst viele Größen abzudecken. Mit ihren Mischgrößen (S/M, L/XL) und lockeren Schnitten weicht die Designerin aber auch generell das Korsett starrer Konfektionsgrößen auf und verschiebt damit den Blick der ulliKo-Trägerinnen von Passgröße hin zu Wohlfühlgröße.
Long time no see
Welchen Rat sie für einen jungen Menschen hat, der ins Modedesign einsteigen will? „Ich glaube, man braucht den 100-prozentigen Willen, das zu tun, und ganz viel Liebe für das Ding. Dann kommt auch die Energie – und man braucht viel Energie in der Selbstständigkeit“, schmunzelt Ulrike Kogelmüller und fährt fort, „man braucht die Liebe zu dem Thema, zur Branche, zur Mode, zum Handwerk – rein Design wäre mir zu wenig gewesen. Es ist gut, wenn man das Handwerk beherrscht.“
Diesen Vorzug genießen auch die ulliKo-Fans, denn hierher kann man mit einem älteren Stück aus vergangenen Kollektionen kommen, wenn mal eine Naht nach Jahren geplatzt oder ein Knopf abgegangen ist. „Ich biete immer an, dass Reparaturen gemacht werden. Es gibt Leute, die ihre Hosen bei mir gekauft haben und das vierte Jahr tragen. Wenn dann der Bund ein bisschen locker wird, weil sie zum Beispiel abgenommen habe oder sich die Körperfigur einfach ändert, dann tauschen wir den Bund aus.“ Die Langlebigkeit der ulliKo-Stücke wird extrem geschätzt und auch für die Designerin selbst ist es schön, wenn die Kundinnen mit Stücken kommen, bei denen sie sich denkt: „Wow, dich habe ich schon lange nicht gesehen.“
Ständige Erneuerung
Ob sie Momente hat, in denen die Modedesignerin und Schneiderin denkt, dass schon alles Modemäßige auserzählt wurde? „Nein“, sagt Ulrike Kogelmüller, „es beginnt jede Saison neu für mich. Ich habe meinen Stil und gehe keinen Kompromiss ein. Ich mache einfach, was mir gefällt und was ich selbst gerne hätte.“ Dann fügt sie nach kurzer Überlegung hinzu: „Es beginnt immer mit Lust, Freude und Energie. Ich mache das so viele Jahre. Ich kann nur Dinge machen, die mir Freude machen, sonst hätte ich längst aufgehört.“
ulliKo
Aufgrund der vielen Baustellen in der Kirchengasse, übersiedelt ulliKo für
ein paar Wochen in die Westbahnstraße.
Ab 14.04.2023 findet ihr sie hier:
ulliKo Shop
Westbahnstraße 4, 1070 Wien
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 11 – 18 Uhr, Samstag 11 – 17 Uhr
Danach wieder im gewohnten Geschäft:
Kirchengasse 7, 1070 Wien
www.ulliko.com
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