Ich schreibe meine Notizen in der Regel nicht auf Servietten, aber welcher normale Mensch nimmt den Arbeitsblock zur Date Night mit dem Liebsten mit? Sechs Tapas, zwei Gläser Rotwein und eine Mandelcreme später habe ich etwas Fundamentales über unsere Vorstellung vom Auswärtsessen begriffen.
Wir zwei Erwachsenen hatten also Ausgang und da mir jemand vor einigen Wochen einen Lokaltipp gegeben hat, musste ich selbiges einem Test unterziehen. Wie es der Zufall wollte, befand sich das anvisierte Ziel meiner geschmacksknosplichen Begierde im 7ten. Das Tapasta in der Schottenfeldgasse 7 bietet Platz für etwa vierzig Gäste, die sich hier Dienstag bis Samstag von 17 bis 1 Uhr mit Tapas und Pasta verwöhnen lassen können. Die Atmosphäre ist locker und familiär, was der Tatsache zuzuschreiben ist, dass vor allem Stammgäste die Tische füllen und die neuen Gäste schnell zu solchen werden.
Das Tiroler Ehepaar Irene und Alfons Zehethofer hat hier vor zwölf Jahren nach achtmonatiger Suche ein kleines Lokal eröffnet, in dem es seine Leidenschaft für die italienische und spanische Küche präsentiert. Dass sie sich dafür eine Seitengasse und keine große Geschäftsstraße ausgesucht haben, entspricht ganz ihren Reiseerfahrungen, bei denen sie die besten Lokale immer ein bisschen im Abseits finden. Wer übrigens eine Reise nach Barcelona, Madrid, Malaga oder Sevilla plant, kann sich auf der Tapasta-Webseite Lokaltipps von den beiden Genussprofis holen.
Ich war gebrieft: Unbedingt vorab reservieren. Unterschreibe ich an dieser Stelle.
Empfangen wird man von Padrone Alfons höchstpersönlich. Es wird erdig geduzt, es wird mal charmant, mal fordernd die Garderobe abgenommen – damit wir „die Produkte in Ruhe erleben“ können – und auf die Frage, was denn besonders zu empfehlen sei, kommen durchwegs selbstbewusste Antworten. Da ich als Wurst- und Seafoodverweigerin und Fleischzimperlieschen nicht ganz pflegeleicht bin, haben wir uns bei der Essensbestellung auf uns selbst verlassen, beim Wein vollends auf den Gastgeber gezählt und wurden auf beiden Gebieten lukullisch verwöhnt: Jamón Ibérico de Bellota, Almendras de Marcona, Oliven & Kapernbeeren, Chorizo vom iberischen Schwein, gebratene junge Artischockenherzen mit Serranoschinken (mein Favorit), Patatas Bravas und Ensalada de champiñones con jamón, dazu gab es für uns beide Rioja, allerdings: zwei verschiedene Jahrgänge, zwei Weinbauern – kein Vergleich.
Gekocht wird frisch und unter Verzicht auf Convenience Produkte. Familie Zehethofer kennt ihre Lieferanten fast durchwegs persönlich, besucht die Herkunftsländer in ausgedehnten Entdeckungsreisen, um altbewährte Beziehungen zu den Produzenten zu pflegen und neue zu knüpfen. Und dass die Fruchtsäfte von Hofer kommen, und das dezidiert auf der Karte steht, finde ich charmant.
Eine fundamentale Erkenntnis
Ich bin von Haus aus ein wissbegieriger Mensch, weshalb ich den mich auf verschiedenen Plattformen umgesehen habe, um herauszufinden, was andere Tapasta-Gäste sagen – der überwiegende Teil liebt es. Beim Lesen der anderen Stimmen habe ich etwas entdeckt, das mir bislang offenbar nicht bewusst war: Wir lieben leidenschaftliche Unternehmer. Sie sollen wissen, was sie uns verkaufen, sollen wissen, woher ihre Waren kommen, sollen uns ihre Idee verkaufen, sie leben und uns irgendwie in diesen Lifestyle reinziehen, aber bitte nur so lange es sich um ein Produkt handelt, mit dem wir uns dann wiederum zeigen können – Kleidung, Accessoires, Wohnen … Beim Essen sehen das manche anders. Da wäre es wohl das Beste, wenn das gute Essen, nahezu wortlos vor uns hingestellt würde – und während ich auch das manchmal genieße, so ist das nicht die Art, mit der Alfons Zehethofer seine Passion auslebt – in ihm lodert italienisch-spanisch-tirolerische Leidenschaft und genau die teilt er gerne mit seinen Gästen. Seien Sie darauf eingestellt, sich vom Spirit des mediterranen Lebensgefühls, mit dem sich Alfons Zehethofer seit 40 Jahren beschäftigt, anstecken zu lassen.
Fazit
Wenn Sie etwas Neues ausprobieren wollen, sollten Sie ins Tapasta gehen. Diese Gastgeber laden Sie nicht in ihr Lokal ein, sondern in ihr erweitertes Wohnzimmer – wo Irene am Herd steht, von dem aus man wie in einer Wohnküche zu den Gästen sieht – wie sie plaudern, wie sie lachen, wie sie kosten und genießen, wie sie mit Glaskaraffen Leitungswasser vom Brunnen holen. Und wo Gastgeber Alfons auch eine aktive Rolle einnimmt: Ein lockerer Spruch, ein bisschen was über die Herkunft der Kapernbeere, die Sie gerade knabbern, eine stolze Vorstellung der Arbequina-Olive, von der man 120-150 Kilogramm für einen Liter Olivenöl bräuchte und im Vorbeigehen noch der Hinweis, dass man den Jamón Ibérico de Bellota nicht mit Besteck, sondern den Fingern isst, um das 3 Jahre lang gereifte Produkt vollends zu erleben, zu fühlen, zu schmecken …
Tapasta
Schottenfeldgasse 7, 1070 Wien
Dienstag – Samstag: 17 – 1 Uhr
unbedingt reservieren
www.tapasta.at
P.S.: Die Desserts stehen nicht auf der Karte, da das Angebot stets wechselt. Allein das macht Gusta aufs Wiederkommen.
Fotos: © Veronika Fischer