im7ten hat Peter Herzog in seinem SONNENTOR-Geschäft in der Neubaugasse 29 besucht, um zu erfahren, wie der Fachmann für Druck- und Reproduktionstechnik zum überzeugten Botschafter für Kräuter, Gewürze und Tees in Bio-Qualität wurde. Außerdem erzählt er uns, warum die Arbeit der Wiener Einkaufsstraßenvereine so wichtig für ein Grätzl ist.
Große Ideen beginnen mit Pionierarbeit
Der Kreislauf des Lebens und der Natur, die Erneuerung, Wertschätzung, ein faires Miteinander, eine gute Balance – das sind Prinzipien, auf die man bei SONNENTOR ständig stößt. Die Geschichte beginnt 1988 mit Johannes Gutmanns Leidenschaft für Bio-Qualität und seinem Wunsch, im Waldviertel fürs Waldviertel aktiv zu sein. Trotz starkem Gegenwind zieht er mit den Bio-Produkten von Bauernmarkt zu Bauernmarkt und hält an seiner Vision fest, Produkte aus der Region unter einer Dachmarke zu vertreiben. Heute gehören rund dreihundert Bauern und Bäuerinnen zum SONNENTOR-Kosmos und sie alle liefern ein Stückchen Bio-Glück für die Tees, Gewürzmischungen und andere SONNENTOR-Produkte, die oft von Hand verpackt und etikettiert werden.
Klein ist das österreichische Unternehmen heute nicht mehr. Trotzdem sind es immer noch kleine Strukturen, die das Unternehmen groß machen – von der kleinen Bauernfamilie bis zum familiengeführten Franchisepartnerunternehmen … und hier knüpft die Geschichte von Peter Herzogs SONNENTOR-Geschäft in der Neubaugasse 29 an.
Am Prüfstand
Eigentlich kommt Peter Herzog beruflich aus einer ganz anderen Ecke, doch als er sich mit 57 Jahren nach einer neuen beruflichen Herausforderung umsieht, findet er sich in der Philosophie von SONNENTOR wieder. Die Produkte des Unternehmens, das seine Wurzeln auf den Feldern des Waldviertels hat, sind zu dem Zeitpunkt schon ein fester Bestandteil des Herzog-Haushaltes: Peter Herzogs Frau ist überzeugter SONNENTOR-Fan – eine Begeisterung, die ihn ansteckt und zur intensiven Auseinandersetzung mit dem Bio-Pionier führt.
Die bewusste Förderung der Handarbeit, der möglichst klein gehaltene ökologische Fußabdruck, der Fokus auf den Menschen – egal ob es die BäuerInnen, die MitarbeiterInnen und PartnerInnen oder die KonsumentInnen sind – und die Qualität der Produkte machen Peter Herzog die Entscheidung leicht, Teil der SONNENTOR-Vision werden zu wollen. „Mein Ziel war es, aus dem B2B-Projektgeschäft wegzukommen, denn ich wollte mit den EndverbraucherInnen zu tun haben“, sagt er.
Eine intensive Feldforschung
Schlussendlich setzen sich SONNENTOR-Gründer Johannes Gutmann und Peter Herzog zusammen – die Wellenlänge stimmt und Peter Herzog wird SONNENTOR-Franchisepartner. Dass er damit der Philosophie des Unternehmens entsprechend auch als Markenbotschafter gesehen wird, passt wie ein maßgeschneiderter Schuh: „Ich beginne jeden Tag mit einem Kräutertee, weil ich ihn einfach gerne trinke – ich rede also nicht nur drüber, ich konsumiere die SONNENTOR-Produkte auch“, sagt der Unternehmer mit einem Schmunzeln in den Augen.
„Für mich war es sehr wichtig, im Vorfeld herauszufinden, welche Zielgruppe ich in der Neubaugasse finde“, erklärt der Unternehmer. Ein halbes Jahr lang macht er sich daher auf der Neubaugasse gemütlich und füllt ein Notizbuch mit Stricherllisten und Fakten, bevor er sich für diesen Standort für sein eigenes SONNENTOR-Geschäft entscheidet. „Dabei ist herausgekommen, dass die Menschen, die hier einkaufen, großteils junge Leute aus dem Grätzl sind, die hier wohnen und arbeiten.“
Im 7. Bezirk geht die Sonne auf
2016 ist es dann soweit und die Bio-Fans des 7. Bezirks bekommen ihr eigenes SONNENTOR-Geschäft. Besonders eingeschlagen hat das Konzept bei der weiblichen Zielgruppe von Mitte zwanzig bis Mitte vierzig. Jung, weiblich, mit bewusstem Kaufverhalten und insbesondere kritisch beschreibt Peter Herzog die Kundschaft, die den Löwenanteil des Publikums in der Neubaugasse 29 ausmacht. „Wir leben von den KundInnen aus dem Grätzl. Sie wollen dieses Erlebnis haben, ins Geschäft zu kommen, zu riechen und etwas zu kosten.“
Kritisches Hinterfragen bringt SONNENTOR weiter
Auf rund 105 m² wird das 900 Bio-Produkte umfassende Sortiment mit viel Liebe zum Detail präsentiert. Neben den Tees, Kräutern und Gewürzen schätzen die KundInnen auch das Angebot rund um selbst gemachte Kosmetik und Körperpflege. „Wir haben verschiedene Kräuter, Gewürze und ätherische Öle, die nach entsprechender Zusammenstellung gut für allerlei Wehwehchen sind und die Selbstheilungskräfte im Körper anregen. Unsere KundInnen lieben es, sich die Salbe oder das Deo selber zu machen, weil sie wissen, was da drinnen ist“, skizziert Peter Herzog die Selbermachmentalität seiner Zielgruppe. „Wir haben ein sehr kritisches Publikum, das hinterfragt: ‚Ist das regional? Ist das bio? Welche Beistoffe sind enthalten?‘ Es wird auch die Verpackung hinterfragt.“
Das Ohr in den Markt
Dem Thema Verpackung widmet sich SONNENTOR nicht nur mit liebevollen Designs mit hohem Wiedererkennungswert, sondern auch in Sachen Materialien. Um die 70 Prozent der Verpackungsmaterialien werden aus nachwachsenden Rohstoffen – Folien aus Zellstoff (Holzfaser), Teebeutel aus Bananenfaser, Papier und Karton – oder recycelbaren Materialien wie Glas und Metall gefertigt.
„Es kommt so viel Feedback von den KundInnen“, erklärt Peter Herzog, der sich als Franchisepartner als SONNENTOR Ohr in den Markt versteht. Das wertvolle Feedback zu Produkten, Designs, Neuerungen und möglichen Marktlücken wird durch die Franchisepartner*innen sowie SONNENTOR-eigene Filialen in Österreich, Deutschland und Tschechien gefiltert und kommt bei gemeinsamen Meetings der SONNENTOR-Großfamilie zur Diskussion auf den Tisch. Viele Produkte haben auf diese Weise ihren Weg vom bio-bewirtschafteten Feld in die SONNENTOR-Verpackung und dauerhaft ins Sortiment gefunden. „Bei uns zählt der Mensch und seine Bedürfnisse“, hält Peter Herzog fest, „und die KundInnen erkennen und honorieren das.“
Gestalterische Freiheiten
Als selbstständiger Unternehmer in den Strukturen des SONNENTOR-Netzwerkes aufgehoben zu sein, war für Peter Herzog bei seiner Entscheidung für das Franchisesystem wichtig – zu viel Tatendrang und der Wunsch nach Gestaltung war bei seiner beruflichen Umsattelung im Spiel, um sich in eine bequeme Position für das letzte Berufsjahrzehnt zu begeben, zu wenig Zeit, um das Rad nochmal neu zu erfinden. „Ich wollte ernten, was ich säe, und mitgestalten“, so Peter Herzog.
Das SONNENTOR-Konzept war genau das Richtige für den selbstständigen Unternehmer, der das eigene Geschäft mit seiner zweitjüngsten von vier Töchtern führt. Teresa „Zwuppi“ Herzog ist als diplomierte Kräuterpädagogin erste Ansprechperson für die Wirkungsweise der SONNENTOR-Produkte. Ziel ist es, das Geschäft auch später an sie zu übergeben.
Das Daily Business – vom regionalen Marketing bis hin zum Einkauf des Zusatzangebotes, das die Erlebniswelt der SONNENTOR-Franchisegeschäfte individuell erweitert – ist in der Neubaugasse in Familienhand der Herzogs. Auch Johanna, die jüngste Tochter von Peter Herzog, die derzeit an ihrer Bachelorarbeit in der Studienrichtung Verpackungstechnologie schreibt und SONNENTOR als Fallbeispiel wissenschaftlich unter die Lupe nimmt, hilft gelegentlich aus.
Peter Herzog im Einsatz für das Grätzl
Neben der Verantwortung, sein SONNENTOR-Geschäft zu führen, ist Peter Herzog als Kassier ehrenamtlich im Verein der IG der Kaufleute am Neubau aktiv. Gemeinsam mit Kurt Wilhelm, Wald & Wiese, und Kristina Purzner stellt er den Vorstand des Vereins der Kaufleute am Neubau. Die Aufgabengebiete und Wünsche, die an den Vorstand herangetragen werden, sind dabei so unterschiedlich und bunt, wie die rund hundert Mitgliedsbetriebe selbst.
Ob er vorher gewusst hat, wozu er ja sagen würde, wenn er die Position in der Vereinsarbeit annimmt? „Nein“, winkt er mit einem Lachen ab, „wenn Kurt und ich gewusst hätten, wie viel Arbeit das ist, hätten wir dreimal länger überlegt.“ Dann fügt er ruhig hinzu: „Wir hätten es wahrscheinlich trotzdem gemacht. Wir wollen gestalten und haben uns sehr bei der Werdung der neuen Neubaugasse und auch des Umfelds der Neubaugasse engagiert. Uns ist der Dialog mit der Bezirksvorstehung, den Kaufleuten und den Anrainer*innen des Grätzls wichtig. Es muss hier einfach zu Win-Win-Situationen kommen. (…) Als aktiver Einkaufsstraßenverein bereiten wir ständig unser Umfeld auf. Es ist Sinn und Zweck, darauf zu schauen, dass die Leute, die in der Straße einkaufen gehen, das Richtige in der Straße vorfinden. Es ist ein aufwendiger, aber auch ein sehr schöner Job, weil die Dinge, die wir bisher angegriffen haben, uns auch großteils gelungen sind und uns ein positives Echo entgegenkommt.“
SONNENTOR in der Neubaugasse
SONNENTOR in der Neubaugasse
Neubaugasse 29, 1070 Wien
SONNENTOR in der Neubaugasse
Fotos: Eugenie Sophie Berger Photography | SONNENTOR, beigestellt
Weiterführende Links
Mehr zur Geschichte von SONNENTOR gibt es hier nachzulesen.
Infos zum Verein der IG Kaufleute am Neubau