Starke Frauen im 7ten
Vera Klimentyeva wurde in Moskau Ende der 80iger Jahre geboren und kam mit 19 nach Wien. Sie studierte an der Moskauer Staats Universität für Druckgraphik und seit 2008 an der Akademie für Bildende Kunst in Wien. Vera Klimentyeva sucht in ihren künstlerischen Arbeiten Antworten und Erklärungen zu unterschiedlichsten Inhalten. An der Wiener Kunstzene gefällt ihr die Vielfältigkeit und die Verschränkung unterschiedlichster Disziplinen. Sie genießt den internationalen Dialog der zwischen Künstlern, Philosophen, Literaten und vielen Anderen stattfindet. Ihre klassische Erziehung an der traditionellen Akademie in Moskau ist damit nicht zu vergleichen. Auf der russischen Kunstuniversität werden die Studenten in perfekter Malerei geschult, sie malen bis zu 8 Stunden täglich, ausserdem lehren sie umfassendes Grundwissen traditioneller Disziplinen und Techniken. Das weitere Überleben eines Künstlers, Gender Studies oder andere, in der westlichen Erziehung wichtige Themen werden nicht angeschnitten. In Wien hingegen wird nicht viel Wert auf Technik und Fertigkeit gelegt, dafür versuchen die Lehrkräfte der Akademien den kreativen Zugang und die konzeptionelle Auseinandersetzung zu fördern. Mittlerweile gibt es auch private Kunstschulen und westlich orientierte Universitäten in Russland, allerdings bezweifelt Vera Klimentyeva dass der Staat irgendetwas mit dieser Art von Erziehung zu tun hat.
Sie mag die geschmackvolle Mischung verschiedener Stile im 7ten. Es entstehen immer mehr Galerien und Kunstorte, die alle den besonderen Touch des Bezirks ausstrahlen. Als Künstlerin fühlt sie sich in der AA Collections in der Burggasse gut aufgehoben. Hier hatte sie bereits 4 Soloausstellungen und nahm an Gruppenausstellungen teil. „Jedes Fenster in der Burggasse, zum Beispiel, ist wert, dass ich hineinsehe. Die Künstler und deren Anhänger, die den Bezirk bevölkern, verleihen ihm auch das bestimmte Flair.“
Das künstlerische Interesse an Identifikation, Religion, Gläserner Mensch, traditionelle Rollen in unserer Gesellschaft zieht sich wie ein roter Faden durch Vera Klimentyevas Werk. Ihre Untersuchung der Materie und ihr Fragen stellen verleitet sie die Dinge zu dekonstruieren, den Blick auf Details fokussiert, um die Einzelteile später auf eine andere Ebene zu transformieren. Diese Praxis schärft den Blick und ermöglicht weitere Interpretationsmöglichkeiten von Versatzstücken.
Der intellektuelle Anspruch der Szene und deren Internationalität haben ihr einen Kick gegeben, sie in ihrer persönlichen Entwicklung beschleunigt und neue Perspektiven eröffnet. Das Zusammenspiel zwischen ausgezeichneter Ausbildung und neugewonnener Erkenntnis sowie die nie enden wollende Quelle an Wissen, die noch angezapft werden, bestätigen Vera Klimentyeva den richtigen Ort für diese Periode ihres Lebens gefunden zu haben. Im Mai wird sie ihre neusten Arbeiten in der Schleifmühlgasse 12-14 präsentieren.
http://www.aacollections.net/
cargocollective.com/veraklimentyeva
http://12-14.org/future
Text Denise Parizek 2018
Photocredits Vera Klimentyeva 2018