Starke Frauen im 7ten
Ob des großen Interesses wurde ich gebeten die Serie „Besondere Frauen im 7ten“ fortzusetzen. 2018 nenne ich die Serie „Smart Ladies“, manchmal ist English einfach eleganter.
Den Anfang mache ich mit meiner Mutter, Jutta Parizek, einer Neubauerin seit 1966. Ich habe lange nachgedacht, ob ich über meine Mutter erzählen soll, aber ohne Sie wäre ich nicht in der Position für Im7ten zu schreiben, und sie ist eine der stärksten Frauen die ich kenne.
Geboren und aufgewachsen ist Jutta Parizek an der Grenze Wachau/Waldviertel, auf einem Bauernhof und Forsthaus vis a vis der Burg Oberranna. Nach der Schule kam sie nach Wien, wo sie meinen Vater Manfred Parizek kennenlernte. Mit ihm eröffnete sie die Parfumerie „Elizabeth“ im 9. Bezirk, in der sie mehr als 40 Jahre arbeitete während sie zwei Kinder großzog. Sie war Branchen bekannt für ihre spannenden und Fakten reichen Geschichten über Parfums, speziell über Guerlain.
Meine Mutter ist eine Neubauerin mit Leib und Seele. Letztens meinte sie im Park in der Kaiserstraße, in der sie auch wohnt, „Kannst dich noch erinnern wie grausig der war, wie ihr klein gewesen seid, ich wollte nie mit euch dahingehen und jetzt ist er so schön, dass man gerne am Bankerl sitzt und es macht Spaß die Kinder auf den tollen Spielplätzen beobachten “.
Sie ist auch Zeugin der Veränderungen des 7. Bezirks. Früher konnten wir vor der Tür in den 5er einsteigen, wenn er gerade im Stau steckte, oder auch unterwegs mal abspringen. Die Kaiserstraße war eine belebte Einkaufstraße, als sie einzog. Es gab vielerlei Geschäfte, Geissler, Fleischhauer, Cafes und Gasthäuser. in den 70igern ging es dann langsam bergab, absoluter Todpunkt waren 80iger und 90iger Jahre, die Kaiserstraße war nurmehr eine Durchgangsroute für den Verkehr, die Geschäfte standen leer, Nachfolger für die Betriebe fanden sich nicht. Langsam erholt sie sich wieder und es haben sich einige feine neue Geschäfte angesiedelt.
„Einmal gab´s auch eine Schießerei“ erinnert sie sich, „die Schmutzer Buben, stadtbekannte Gauner, hatten einen Disput im Café Central“.
Seit einem Jahr ist sie Vollzeit-Pensionistin, das heißt sie hat noch weniger Zeit. Im Klavierhaus in der Kaiserstraße nimmt sie Klavierunterricht, einmal die Woche geht sie in einen Malkurs und zeichnet die irrsten Pastelle zu Hause. Sie bekocht die Neffen, Kinder und Schwiegerkinder, sie betreut Künstler aus dem Ausland und gibt ihnen ein Wiener zu Hause. Wahrscheinlich ist das einer der Gründe, warum Künstler aus aller Welt so gerne bei uns in der Galerie ausstellen, weil sie bei meiner Mama wohnen können. Mittlerweile hat sie auch eine feine Kunstsammlung bestehend aus Geschenken, Ankäufen und eigenen Werken. Sie findet es wichtig, zeitgenössische Kunst zu kaufen und Künstler zu unterstützen.
Sie freut sich auch über ARCC.art in der Kaiserstraße, da guckt sie mal abends kurz vorbei um Künstlerinnen wie Annette Tesarek zu treffen.
Das Haus in dem sie wohnt hat ein gemeinschaftliches Flair, sie ist die Nachbarin von Sissi Farassat und bezeichnet deren Kinder als Urenkel, weil sie oft an ihre Türe pumpern und es lieben mit ihr Schwarzer Peter oder Verstecken zu spielen. Früher waren auch Ceija Stojka und die Familie Karl Stojka Nachbarn. Sonst leben noch Ärzte, ein Schauspieler, eine Malerin, ein Architekt und ein Kameramann im Haus und im Erdgeschoß werkt Felix Leutner. Diese bunte Mischung macht eine gute Hausgemeinschaft aus und sie fühlt sich wohl in ihrer Umgebung.
Möge es mehr so starke, kuraschierte, großherzige, lebenslustige Menschen geben wie meine Mama und ich danke ihr für alles, was sie mir mitgegeben hat.
Denise Parizek, 2018
Photocredits Mute Insurgent, 2018