Starke Frauen im 7ten
Elena Tolstykh / Spielstatt Kaiserstrasse 10/5
Elena Tolstykh wurde in Ekaterinburg, Russland geboren und absolvierte ihre Ausbildungen an der Musikschule für Hochbegabte Kinder in Ufa, an der Genssin Akademy der Musik in Moskau und machte ihr Doktorat in Musikwissenschaft an der Universität inn Göttingen, Deutschland, wo sie parallel noch Musikwissenschaft und Pädagogik studierte.
Ihren Mann lernte sie in Deutschland kennen und ging 2003 mit ihm nach Wien. Sie gründete 2005 die Musikschule „Spielstatt“ und seit 2009 ist die Lehranstalt für Musik „Spielstatt“ ein Verein.
In der Spielstatt wird die Musikalität nicht nur in Form von Unterricht gefördert. Durch Projekte aus allen Bereichen der Musik werden die Kinder motiviert, der Fächer übergreifende Unterricht macht ihnen Spaß und sie lernen dabei mehr als nur das Spielen eines Instruments. Sie suchen auch andere Schulen und Institutionen und veranstalten Hauskonzerte. Dem Alter und dem Fortschritt entsprechend können sich die Schüler im spielerischen Wettkampf messen und werden dafür mit Preisen und Urkunden belohnt. Das Notenkartenspiel ist ein Bewerb für die sechs bis zehnjährigen Anfänger, der in erster Linie bei Schwierigkeiten mit dem Notenlesen hilft, bei dem aber auch als Ansporn ein Preis zu gewinnen ist. Das Gesamtkonzept wird von Elena mit Themen bezogenen Ausstellungen abgerundet.
Die angewandten Methoden leiten sich aus der „musikalischen Semantik“ ab, angelehnt an die Theorien von Boris Asafyev und dem System von Prof. Lyudmila Shaymukhametova, die an der Kunstakademie in Ufa lehrt. Die „musikalische Semantik“ basiert auf der Idee, Musik als Sprache zu betrachten. Sie geht davon aus, dass ein Verstehen der „Sprache“ Musik den Klang verändert.
Technisches Können und Theoriekenntnisse werden über Fantasie, Kreativität und musikalische Entwicklung lebendig gemacht. Die Methode ist das Spiel. Die Schüler schlüpfen in verschiedene Rollen von Musikern, Komponisten und Künstlern, es werden Musikrätsel gelöst, vier- bis sechshändige Partituren gespielt, Hausmusik gemacht oder in Orff-Orchestermanier musiziert.Die Kinder erfahren dabei die Liebe zur Musik, werden im Umgang miteinander geschult und können von Beginn an all ihre Fähigkeiten einbringen.
Die Spielstatt veranstaltet über das Jahr eine Reihe von Konzerten mit unterschiedlichen Schwerpunkten und nimmt an internationalen Wettbewerben teil. Am Ende jedes Schuljahres spielen die Schüler ihre geprobten Stücke vor Publikum, Prüfungen werden damit überflüssig. Die Auftritte stärken das Selbstbewusstsein der Schüler.
Es gibt keine staatliche Musikschule im 7. Bezirk, die Nachfrage ist groß, sie profitieren von den Kontakten zu den anderen musikalischen Einrichtungen im Haus.
Wien ist für Elena eine neue Heimat geworden, sie lebt hier mit ihrem Mann und den Zwillingen und hat vor zwei Jahren ihre Eltern nach Wien geholt. Die Doppelbelastung Musikschule und Kinder ist nur mit durchdachter Organisation und Hilfe der Eltern zu bewältigen.
Elena findet in jedem Schüler dessen Potenzial, nimmt es raus und entwickelt es weiter. Die Begabung wird von ihr gefördert und die kommenden Musiker werden unterstützt. Ohne Disziplin lässt sich aber kein Erfolg erzielen, dabei darf die natürliche Musikalität nicht verloren gehen, was sehr oft in Russland passiert. Elena versucht die strenge russische Erziehung mit einer offenen, spielerischen Unterrichtsweise zu kombinieren und hat damit großen Erfolg.
Denise Parizek, 2018
Photocredits Mute Insurgent
Links:
http://www.spielstatt.at/
https://www.klaviergalerie.at/index.php?id=9
https://www.wikidata.org/wiki/Q4519487 Lyudmila Shaymukhametova
https://en.wikipedia.org/wiki/Boris_Asafyev Boris Asafyev
http://www.stefan-koelsch.de/papers/Jahrbuch_MPG_2004_Koelsch_Semantik.pdf
https://www.mpg.de/827586/forschungsSchwerpunkt
https://ufind.univie.ac.at/de/course.html?lv=709770&semester=2004S