Der 7. Bezirk ist auch bekannt für besondere Friseur Salons. Einen davon, „abschnitt salon“, Vorreiter der etwas anderen Haarschneidekultur und seine Erfinderin und Besitzerin Monika Wall stelle ich in diesem Monat vor.
Haare schneiden ist ein hochwertiges Handwerk, ein guter Schnitt das Um und Auf. Der Salon liegt in der Neustiftgasse, einer Senke in dem sonst eher höher liegendem Bezirk. Unter der Neustiftgasse fließt der Ottakringer Bach, der die Vorstadt einerseits mit Wasser versorgte, aber auch zur Lagerung des Abfalls verwendet wurde. Die Neustiftgasse versucht seit Jahren am Hype des 7. zu partizipieren, „abschnitt salon“ ist hier seit 28 Jahren eine Institution.
Chic und mutig
Monika Wall – abschnitt salon
Der erste innovative und völlig andere Friseursalon wurde am 5.12.1988 in der Neustiftgasse 69 eröffnet, „abschnitt salon“ von Monika Wall. Der „abschnitt salon“ ist eine reine Wohlfühlzone, ein Ort der Entschleunigung und Kontemplation oder für ein gutes Gespräch.
In der Zwischenzeit ereigneten sich einige private und geschäftliche Veränderungen, aber Monika Wall blieb immer am Puls der Zeit und der „abschnitt salon“ entwickelte sich zu einer Wiener Institution.
Für Monika Wall ist Haare schneiden eine Kombination aus Handwerkskunst und Philosophie. Frisuren gestalten ist eine intensive Auseinandersetzung mit der Person, ihrem Wesen und Auftreten, kombiniert mit einer künstlerischen Sicherheit, das Positive in jedem Menschen zu konturieren. Das Urprinzip dabei ist, dass die Frisur im Alltag immer gut aussieht, ohne der Verwendung von chemischen Hilfsmitteln. Ein guter Schnitt muss von selbst fallen, ohne großen Aufwand betreiben zu müssen. Es wird sich in keinem anderen Friseursalon soviel Zeit genommen, so exakt geschnitten wie hier. Monika ist beeinflusst von der englischen Schule (Tony & Guy, Sassoon) und lehnte auch als eine der ersten Friseursalons chemische Haarfarben ab. Dafür setzte sie sich schon vor 28 Jahren für hochwertige Naturprodukte und Naturfarben ein.
Eine weitere Priorität von Monika Wall ist, dass Arbeit Spaß machen soll. Nur mit Freude und Einsatz werden gute Ergebnisse erzielt. Dazu animiert die Unternehmerin ihre Mitarbeiter*innen auch durch gemeinsame Ausflüge, Besuche von Schulungen oder Städtereisen. Die Mitarbeiter*innen werden in das Geschäftskonzept eingebunden, ihnen wird Verantwortung übergeben und sie werden angehalten, gemeinsam schönes zu erleben. Damit wird die Zugehörigkeit und Loyalität gestärkt. Daher ist eines der wichtigsten Dinge die Auswahl der Bewerber*innen, bei der sich Monika viel Zeit nimmt und im persönlichen Gespräch abtastet, ob die Chemie und die Intension übereinstimmen. Sie scheint ein wirklich gutes Gespür für Menschen zu haben, da alle Mitarbeiter*innen lange bei ihr bleiben oder nach Austritt den Kontakt zu ihr halten
Vor 4 Jahren nahm sie sich ein Sabbatical. Sie entwarf eine Blusenkollektion, die sie auch an Bekannte und Kunden verkaufte. Am Ende des Projekts bemerkte Monika, dass jeder handwerkliche Beruf einer guten Ausbildung bedarf.
Monika Wall ist Mutter eines erwachsenen Sohnes, liebt ihren Job und genießt das Leben.
Sie wohnt und arbeitet im 7. Bezirk und ist eine der eindrucksvollsten Frauen die ich kenne. Über die Jahre ist sie ihrem Stil und ihrer Philosophie treu geblieben, ohne zu stagnieren. Wachheit und Anpassungsfähigkeit gepaart mit Selbstbewusstsein und Lebensfreude sind ihre Stärken, die ihr sicherlich auch in schweren privaten Zeiten halfen, weiterzumachen, nicht aufzugeben.
Text Denise Parizek 2017
Fotocredits Mute Insurgent 2017