Sag niemals nie
Wenn ich durch den Bezirk radel fühle ich mich manchmal wie auf einer Asia Town Tour, es ist herrlich, ich hoffe es kommen auch bald Garküchen auf den Strassen. Ebenso habe ich den Eindruck, dass viele Bewohner des 7ten eine besondere Affinität zu Asien haben, eine davon erzählt von ihrer späten Liebe zu China: Adele Steiner
„Eine Frau aus Wien-Neubau macht sich auf den Weg nach China, der Zufall bringt sie in die chinesische „Kleinstadt“ Kunming mit „nur“ 10 Mio. Einwohnern, wo sie ein modernes, offenes Land mit freundlichen Menschen, viel gutem Essen, Parks, Tanz, Bewegung, also einen nachahmenswerten Lebensstil entdeckt, bis auf den neuen Hundekult.“
So fasst Adele Steiner, Bewohnerin eines magischen Hinterhofs zwischen Neustiftgasse und Lerchenfelder Straße, in dem Eulen, Spechte und leider auch wieder Tauben wohnen *, ihre Eindrücke zusammen. Die Liebe zu China wurde durch das Studium der Kulturanthropologie entfacht und durch Tipps eines Kollegen transformierte sich eine Idee in Realität.
Das ist auch eine der umwerfenden Eigenschaften von Adele Steiner: Sie hat eine Idee, checkt die Umstände, recherchiert die Hintergründe und setzt ihren Plan um.
Das trifft auf ihr gesamtes Leben zu: Sie wanderte nach Australien aus, kam zurück, heiratete, bekam zwei Kinder, studierte gleichzeitig Theaterwissenschaft, Komparatistik und Philosophie als allein erziehende Mutter, heiratete wieder, bekam noch ein Kind, verkaufte Fertigteil Häuser, arbeitete jahrelang für Matthias Horx und begann ein neues Studium in ihrer Pension. Dazwischen gibt es noch Enkelkinder, viel Kunst und Kultur, Reisen und Lesungen.
An Projekten fehlt es nie.
Interessant für mich waren die Eindrücke, die sie aus China, respektive Kunming mitbrachte. Nicht allein die Bilder von Cappuccino oder Kartoffelchips, sondern vielmehr die Bemühungen ein umweltbewußteres Leben zu führen. Zum Beispiel gibt es in Kunming nur noch Elektroroller. In jedem Café oder Restaurant ist WIFI, der Anschein von Zensur ist im täglichen Leben nicht wahrnehmbar. Die Gastfreundlichkeit und Offenheit der Bewohner hat Adele umgehauen. Keinerlei Vorurteil sondern Neugierde und die Menschen sind froh, eine Langnase als Freund zu haben.
Bei ihrer zweiten Reise hat sie genauer hingesehen, doch die Begeisterung blieb. Auch wenn sie sich ob ihrer Kinder, Enkelkinder und Freunde nicht vorstellen kann, für immer (was ist auch für immer?) nach China zu ziehen, der Wohlfühlfaktor hat sie dermaßen bezaubert, dass die dritte Reise schon in Planung ist und ich mich auf weitere Schilderungen freue.
*was an den verschlossenen Dachstühlen liegt, in denen die Falken nicht mehr brüten können
Ich habe über mehr als 12 großartige Frauen geschrieben, die ihren Lebensmittelpunkt im 7ten haben – ich vergesse aber nicht die vielen tollen unbeschriebenen Frauen, über die es noch viel zu erzählen gäbe und die den Bezirk geprägt haben und immer noch prägen:
Danke an die tolle Blumenfrau Ecke Hermanngasse Westbahnstraße, die schöne alte Lady, die sich schon über ihrem Stock krümmt, Lisa, Anna, Dragana aus meinem Haus, Martina Prinz, Therapeutin der Osteopatie, Katharina Herzog, Andrea Rosenecker, Lehrerinnen, Ursula Weißbacher Bildhauerin, Conny Offergeld, Kunsthistorikerin, Jutta Parizek, meine super agile und liebevolle Mama, sowie Madeleine Reiser, Ceija Stoika, und viele viele mehr.
Denise Parizek 2017