Das schnelle Essen unterwegs, der kleine Happen im Vorbeigehen, keine Außergewöhnlichkeit auf den Straßen Wiens. Die Zeit ist knapp, das Modewort Entschleunigung und die Forderung nach der selbigen wirken durchaus berechtigt. Wer hungrig ist, kehrt nicht mehr, wie früher üblich, ein, er labt sich an glücklichen Nudeln, Pizza oder Döner. Vor allem letztere Speise erfreut sich größter Beliebtheit und wird dementsprechend an jeder zweiten Ecke feilgeboten. Da ist es mitunter gar nicht so leicht, eine Entscheidung zu treffen. Klar: Geschmack, Preis und Frische sind die ausschlaggebenden Faktoren, aber welcher Anbieter punktet schon auf all diesen Ebenen? Erfahrungsgut wird Ware dieser Art in der Wirtschaftslehre genannt. Der Konsument muss das Produkt zuerst erwerben, in unserem Fall auch verzehren, bevor er Mehrwert und Qualität prüfen kann. Das Team von im7ten hat sich allerdings dem Altruismus verschrieben und so sind wir bereit, den Nebel der Ungewissheit zu lichten. Falls Ihr Magen Sie an Ihre Pflicht als Nährstofflieferant erinnert und Sie sich in der Nähe der Zieglergasse/ Ecke Westbahnstraße befinden, können Sie sich glücklich schätzen. Willkommen bei „Berliner Döner“!
Berliner Döner in Wien
Warum denn eigentlich Berliner Döner und nicht Wiener Döner? Schließlich befindet sich der Imbissstand in der österreichischen Hauptstadt und nicht in Deutschland. Nun, bei dem schmackhaften Gericht handelt es sich um eine besondere Art des Döners nach Berliner Rezept. Wichtig ist vor allem die Zubereitung mit verschiedenen Salatsorten, darunter Weißkraut, Rotkraut, grüner Salat und gemischter Salat und einer speziellen Soßenmixtur, verrät der sympathische Schnittmeister namens Nimetullah. Und tatsächlich, hier kommt mehr rein, als nur der klassische Joghurtdip. Zusätzlich kann man seinen Snack mit Humus, scharfer roter Paste und besagter Spezialsoße, welche eine Art Cocktailsoße zu sein scheint, verfeinern. Wer dann noch nicht genug hat, dem steht es offen, seinen Döner mit Schafskäse zu bestellen. Das Brot, welches dieses Sammelsurium an Köstlichkeiten umfasst, stammt aus eigener Produktion und mundet ebenfalls vortrefflich. Neben Hühner- und Lammfleisch werden auch Falafel angeboten.
Döner, Kebab oder Döner Kebab?
Sind Döner, Kebab und Döner Kebab das gleiche? Handelt es sich bei der Namensgebung lediglich um regional bedingte Vorlieben, aber geschmacklich gibt es keinen Unterschied? Es sei hier an die begriffliche Dualität der Frittatensuppe erinnert, die in manchen Teilen Deutschlands auch Pfannkuchenstreifensuppe genannt wird. Ein weitaus berühmteres Beispiel sind Sackerl und Tüte. Wie die meisten wohl wissen werden, stammt der beliebte Imbiss ursprünglich aus der Türkei. Daher auch der Name. Das Wort Döner bedeutet rotierend, Kebab ist eine Art Grillfleisch, in der Kombination also rotierendes Grillfleisch. Bei Betrachtung der gemächlichen Drehung des knusprigen Fleischspießes macht das durchaus Sinn. Dürüm heißt übrigens Rolle, welch Überraschung. Das originale Döner wird hauptsächlich mit Lamm oder Hammelfleisch zubereitet, erst bei der Expansion des Snacks rückte Hühnerfleisch derart in den Vordergrund.
Der Siegeszug des Dönerstands
Bevor der türkische Imbiss die Straßen Wiens eroberte, regierten Käsekrainer, Frankfurter, Leberkäse und Co. Im Jahr 1983 will ein gewisser Yaşar Sarikoç die Speise als erster in Wien angeboten haben. Nachzuprüfen ist das selbstverständlich schwer, oder können Sie mit Gewissheit sagen, wer die Lasagne, den Hamburger oder die Pizza nach Österreich brachte? Wem wir den köstlichen Happen für zwischendurch zu verdanken haben, spielt im Endeffekt ja auch keine Rolle mehr. Schließlich gibt es unzählige Variationen des traditionellen türkischen Gerichts. Immerhin hat jeder Anbieter sein wohlbehütetes Geheimrezept, so wie Berliner Döner mit ihrer Spezialsoße.
Fotos: Daniel Klingler