Ich schreibe Ihnen diesen Blog-Eintrag in zweiter Spur, mit pulsierender Warnblinkanlage, auf dem Smartphone – nur in solchen Momenten kann man den wahren Frust und Leidensdruck ziellos umherirrender Autofahrer wirklich… also wirklich, wirklich!… unverblümt authentisch wiedergeben.
Autofahren ist toll – warm, trocken, Art und Lautstärke etwaiger Beschallung kann – sofern man nicht die plaudernde Tante, den singenden Nachwuchs oder Haustiere mitführt – nach eigener Präferenz gewählt werden, riecht gut – wenn der Bruder, der es sich gestern ausgeliehen hat, nicht gerade Pizza darin transportiert hätte –, bietet Raum zum Verstauen der Einkäufe und eignet sich auch hervorragend als mittelfristige Lagerfläche für Katzenstreu, Waschmittel und Skischuhe während der Sommermonate. Wie? Das ist nicht Usus? Naja, man muss den Raum, den man hat, nutzen. Aber damit wären wir schon beim Problem: Großes Auto – große Sorgen, denn irgendwann ist auch die schönste Fahrt zu Ende und die Kiste muss irgendwo abgestellt werden.
Reise nach Jerusalem
Die Parkplatzsuche ist wie das Kinderparty-Spiel „Die Reise nach Jerusalem“: Die Musik spielt, alle laufen fröhlich um die freien Sessel herum, sobald die Musik stoppt, drängen viel zu viele Individuen auf wenige, freie Plätze. Reine Glückssache. Und so wie die Schlange bei der anderen Kassa immer schneller abgefertigt wird, sind auch Sie NIE der Glückspilz, der den Platz ergattert. Vielmehr wachsen Ihnen Schwammerl am Hintern vom gefühlt ewigen Cruisen auf der Suche nach fünf Quadratmetern Glück.
Blau-Weiße Parkelite
Und dann ist da ja noch die Sache mit den Parkern 1. und 2. Klasse… jenen mit und jenen ohne Parkpickerl. Bis vor vier Jahren empfand ich die Bezirke 1-9 und 20 ja so richtig parkelitär. Die hatten was, was die par derrière des Gürtels nicht hatten. Haben Sie sich schon mal dabei ertappt, vom Neid zerfressen auf die Windschutzscheibe eines Anrainers zu stieren und sich auszurechnen, was sich der mit seinem schönen blau-weißen Pickerl Ihnen gegenüber erspart hat? Seit das Parkpickerl für die Bezirke 14-17 kam, findet kaum einer das Pickerl noch chic, sondern einfach nur teuer.
In den Bezirken 1-4 und 6-9 hat man sich an ausgewählten Standorten noch eine Zusatzspielregel für „Die Reise nach Jerusalem“ einfallen lassen: AnwohnerInnen-Parkplätze. Für die Schaffung ebensolcher Plätze ist eine Parkplatz-Auslastung von über 90% nötig. Die Bezirksvorstehungen bzw. die Bezirksvertretungen können in so einem Fall Gebiete vorschlagen, in denen Anrainer-Parkplätze verordnet werden sollen, was in weiterer Folge behördlich geprüft wird und gegebenenfalls in der Widmung von maximal 20% der vorhandenen Plätze für BewohnerInnen resultiert. Für einen Parkexilanten – mit fremdbezirklichem Parkkleber – fühlen sich 20% wie „jeder zweite Parkplatz“ an. Gut zu wissen: Das Abstellen von Motorrädern sowie Fahrzeugen mit Parkkarten für Beschäftigte und Betriebe ist im Übrigen auf diesen Flächen nicht erlaubt, weil diese nicht über ein Parkpickerl verfügen.
Eine gute Nachricht: Das elektronische Parkpickerl kommt
Mit 1. September 2016 wird das elektronische Parkpickerl auf alle Parkpickerl-Bezirke, also auch auf den 7., ausgeweitet. Die Pilotphase, die mit November 2015 in Wieden und Margareten angelaufen ist, verläuft laut MA 67 (Parkraumüberwachung) erfolgreich, was für die BewohnerInnen der übrigen parkraumbewirtschafteten Bezirke bedeutet: Ab Herbst wird die G’schicht mit dem Pickerl nutzerfreundlicher. Bei einem Verlängerungsantrag wird der alte Kleber einmalig gegen das neue, elektronische Parkpickerl getauscht, ab dann ist kein Austausch des Parkklebers mehr nötig. Neuanträge ab diesem Zeitpunkt erhalten das elektronische Parkpickerl automatisch.
Zeitgleich werden auch die Online-Antragsmöglichkeiten bei den Magistratischen Bezirksämtern erweitert, sodass Sie z.B. Wohnsitz-, Fahrzeug- oder Kennzeichenwechsel online bekanntgeben sowie die Rückvergütung abwickeln können.
Das elektronische Parkpickerl bringt aber nicht nur dem Bürger bequeme Vorteile: Durch die RFID-Chip-Technologie können zukünftig auch verschmutzte oder gänzlich schneebedeckte Fahrzeuge überprüft werden.
Ultima Ratio – Parkgarage
Wenn die Zeit drängt und der Geduldsfaden dem Reißen nahe ist, hilft nur noch die Fahrt in eine Parkgarage. Am Neubau stehen 14 Garagen zur Verfügung, die Kurz- oder teilweise auch Dauerparkplätze bieten. Zwischen 1,70€ in der Apollo-Garage und 3,40€ in der Parkgarage Gerngross muss man für eine Stunde berappen. Fixe Mieten für Ganztags- oder Nachtstellplätze und Tages-Tarifobergrenzen helfen AutofahrerInnen die Kosten einzuschätzen. Wo sich die nächste Parkgarage befindet, erfahren Sie übrigens am besten auf parkeninwien.at.
Wer Schwierigkeiten hat, sich zu merken wo er oder sie das Auto zuletzt abgestellt hat, sollte es sich zur Gewohnheit machen, ein Handy-Foto von der nächstgelegenen Hausnummer (oder dem Parkdeck) zu machen. Wenn Sie schon keine Zeit bei der Parkplatzsuche sparen können, dann vergeuden Sie zumindest keine bei der Autosuche.
Fotocredits: Screenshot: www.parkeninwien.at | Titelbild: pixabay/Nile | Sonstige: Veronika Fischer
Video: Daniel Klingler