Das Papierwarengeschäft Mastnak ist ein Neubaugasse-Urgestein. Inhaber Werner Sopper [Anm.: ✝ 2017] rief in den Achtzigern die erste Wiener Einkaufsstraßenvereinigung ins Leben und folgt unaufhörlich seinem Pioniergeist.
Papeterie, Creativ-Shop, Büro-Center und Ökoshop – über vier Etagen wird in der Neubaugasse 31 alles geboten, was man für Büro, Schule, Heimorganisation und … (seufz) vor allem für ein glückliches Bastlerherz braucht. Farben, Lacke, Stifte und Kleber für jede vorstellbare Maltechnik und das Basteln mit unterschiedlichsten Werkmaterialien, Handstanzen, Artwork-Sticker, Schmuckzubehör, Siegelprägesets – bei Mastnak bleiben mit einer Auswahl aus über 60.000 Artikel keine Wünsche offen und darauf ist das eingeschworene Team unter der Führung von Werner Sopper zurecht stolz. Werner Sopper übernahm Mastnak 1956 und baute das 1910 gegründete Unternehmen von einem kleinen Laden mit zwei Angestellten zum Spezialisten in Sachen Papier aus.
„Sie wollen mein Geschäft kaufen?!“
Sechzig Jahre liegt sein Einstieg in das Unternehmen, der von mehreren Schicksalsfügungen begleitet war, nun zurück. Werner Sopper hatte die Hochschule für Welthandel absolviert und gab dem Sohn einer Unternehmerfamilie, die ein Papiergeschäft am Ring vis-à-vis der Börse führte, Nachhilfestunden. Gelegentlich unterstützte er die Inhaberin auch bei der Buchhaltung, sodass sie ihn nach etwa einem Jahr bat, für eine Woche als Urlaubsvertretung das Geschäft zu betreuen. Es war ein Samstag, der zum Schicksalstag werden sollte: Ein Anruf der zuständigen Polizeidienststelle brachte Werner Sopper die erschütternde Nachricht, dass die Unternehmerfamilie mit dem Auto bei Walserberg verunglückt war. Das Geschäft wurde geschlossen und
Werner Sopper musste sich beruflich umorientieren. Wegen seines Bezugs zum Papierwarenhandel kam ihm jedoch durch einen Bekannten zu Ohren, dass Mastnak in der Neubaugasse verkauft werden sollte. Er wurde also dort vorstellig. Als er das Geschäft betrat, saß dort, hoch oben auf einem Stuhl, von dem aus sie das Geschäft überblicken konnte, die Besitzerin und als
Werner Sopper ihr sein Angebot unterbreitet hatte, kommentierte sie das ungläubig mit den Worten: „Was? Sie wollen mein Geschäft kaufen?!“, stimmte jedoch zu und so machte sich der angehende Unternehmer auf, um einen Kredit zu bekommen.
„Mit Ihnen mach ich das!“
Eine Handvoll Geldinstitute lehnte sein Gesuch ab, da er als Sicherheit lediglich das Geschäft zu bieten hatte. Zuletzt fand er sich am Schreibtisch eines Bankbeamten des Österreichischen Credit-Instituts
wieder. Der Angestellte sah dem jungen Mann tief in die Augen und sagte überzeugt: „Mit Ihnen mach ich das!“ und so unterschrieb Werner Sopper einen Wechsel auf fünf Jahre und Mastnak wechselte den Besitzer.
Neben seiner Arbeit absolvierte Werner Sopper die Graphische, und weil es immer sein Wunsch gewesen war, etwas zu produzieren, betrieb er eine Druckerei für Kleindrucksorten auf der Schmelz. Die Begeisterung treibt ihn auch heute noch an und so entsteht unter seiner Regie das Wien Magazin, das in Zusammenarbeit mit dem Wiener Tourismusverband, der Kulturabteilung der Stadt Wien und der Wiener Wirtschaftskammer erscheint, um Überblick über Veranstaltungen der Bundeshauptstadt zu bieten. Darüber hinaus zeichnet Werner Soppers Verlag für die Herausgabe des pbs Magazins verantwortlich, das sich mit den Trends und Messeneuheiten sowie den Entwicklungen der Branche Papier- und Spielenwarenhandel befasst.
Die Straße der Spezialist*innen
Im Jahr 1983 rief Werner Sopper eine der ersten Einkaufsstraßenvereinigungen Wiens ins Leben und legte damit den Grundstein für den Zusammenschluss „Neubaugasse – die Straße der Spezialist*innen“ (heute: IG der Kaufleute am Neubau). Der Slogan stammt übrigens auch aus seiner Feder – Kreativität fließt eben in seinen Adern. 17 Jahre lang vertrat er die Interessen der Kaufleute der Neubaugasse als Obmann des Vereins und engagierte sich tatkräftig, um das Motto hochzuhalten: Die Straße der Spezialist*innen – mit fast ausschließlich Eigentümergeschäften bietet sie einen klaren Kontrast zu den global brands der Mariahilfer Straße.
Dem 7. Bezirk schreibt der Unternehmer Nachhaltigkeit, Kreativität und Jugendlichkeit zu, was im Übrigen auch auf Mastnak zutrifft. Für die Nachfolge im eigenen Haus ist bereits gesorgt, denn mit seiner Tochter Birgit Payer, die seit dem Jahr 2000 ebenfalls als Geschäftsführerin eingesetzt ist, ist sichergestellt, dass die Unternehmensgeschichte weitergeschrieben wird. Und das macht man hier am liebsten mit den edlen Schreibgeräten renommierter Marken, die man im Erdgeschoß bei Mastnak findet.
Mastnak, Neubaugasse 31, 1070 Wien