20+ Tipps und Fakten aus der Lindengasse

Die Lindegasse geht von der Stiftgasse bis zur Schottenfeldgasse.

Mal in beide Richtungen befahrbar, mal als Einbahnstraße geführt ist die Lindengasse eine der langen von Osten nach Westen verlaufenden Seitengassen der Hauptverkehrswege durch den 7. Bezirk. Man glaubt es kaum, aber in diesem Neubauer Gassl wurde schon viel Geschichte geschrieben. Spaziert gemeinsam mit uns von der Stiftgasse bis zur Schottenfeldgasse.

Bei historisch angehauchten Betrachtungen der Straßen, Gassln und Platzln des 7. Bezirkes konsultieren wir – die im7ten-Redaktion – immer zuerst einen: Felix Czeike (1923–2006), der mit seiner Enzyklopädie „Historisches Lexikon Wien“ ein Nachschlagewerk schuf, das sich schon der Beantwortung so mancher Frage hier am Blog als überaus nützlich erwies. Felix Czeikes „Historisches Lexikon Wien“ ist übrigens in der wienbibliothek digital verfügbar und kann online nach spannenden Informationen über die Geschichte Wiens durchstöbert werden.

Die früheren Namen der Lindengasse

Die Geschichte der Lindengasse begann schon lange bevor sie 1862 ihren klingenden Namen erhielt. Bis 1770 trug sie die Namen „Mittlere Gasse“ beziehungsweise auch „Im Schöff“. Das Wort „Schöff“ leitet sich aus „schöpfen“ ab, denn hier befand sich einst ein Weinberg, für den die Bergherren eine Maischabgabe kassierten (also abschöpften). Aufzeichnungen im ältesten Grundbuch des Domkapitels belegen diesen Namen bereits vor 600 Jahren. Zwischen 1770 und 1862 war sie als Josefibrunnengasse, Josefigasse, Leopoldigasse oder Obere Brunnengasse bekannt, wobei die vielen Namen den unterschiedlichen Abschnitten geschuldet sind, in die die Lindengasse damals noch eingeteilt wurde.

Servus Mariahilf und grüß dich Neubau

Ausgelöst von der Teilung Wiedens im Jahr 1861 verschob sich die Nummerierung der Bezirke und auch Teile von Mariahilf wurden dem nunmehr 7. Bezirk – Neubau – zugeordnet. Betroffen war unter anderem die Gasse mit den vielen Namen, um die es heute geht. Seit dem Folgejahr und bis in die Gegenwart hieß und heißt sie Lindengasse, benannt nach dem Gasthausschild „Zur goldenen Linde“, das offenbar einst am Haus mit der Nummer 24 angebracht war.

Bauliche Erweiterungen in der Lindengasse

Die Lindengasse in ihrer heutigen Länge gibt es gerade einmal gute hundert Jahre. Erst drei Jahre vor Ende des 19. Jahrhunderts wurde durch einen Hausabriss die Verbindung der Lindengasse mit der Neubaugasse hergestellt, 1909 erfolgte die Einbeziehung der Dreilaufergasse und wenige Jahre später die Verlängerung der Lindengasse bis zur Schottenfeldgasse. An dieser Kreuzung geht sie auch heute noch in die Stollgasse über.
Ihre letzte größere bauliche Veränderung erfolgte erst 2020, als im Zuge der Umgestaltung der Neubaugasse in eine verkehrsberuhigte Begegnungszone auch der Platz in der Lindengasse Ecke Neubaugasse neu gepflastert wurde. Genau hier findet jeden Mittwoch DER Neubaumarkt statt, aber dazu kommen wir später.

Die Lindengasse von der Stiftskaserne bis zur Schottenfeldgasse

Wir beginnen unseren Walk-through bei der Stiftgasse und schlendern bis zur Hausnummer 5, an der der etwas leere Blick der Büste von Hermann Schulze-Delitzsch in die Lindengasse fällt. Der Grund für seine Anwesenheit ist seine Wegbereiterrolle im Genossenschaftswesen und die daraus resultierende Gründung des Österreichischen Genossenschaftsverbandes, der hier, in der Lindengasse 5, 1070 Wien, einst seinen Hauptsitz hatte.
Hier drehen wir uns in Richtung Stiftgasse und sehen nun nicht nur die schöne Fassade der Stiftskaserne, sondern auch den oberen Teil von Wiens am wenigsten offensichtlichen Flakturm. Interessante Infos zu diesem bedrückend wirkenden Bauwerk gibt es im Magazin des Wien Museums online hier nachzulesen.

Italienisches Lebensgefühl bei De Montis

Wir drehen uns wieder Richtung stadtauswärts und machen an der Lindengasse 16 (Ecke Kirchengasse) Halt – zur Chromotherapie bei De Montis. Das absolut irisierende Geschäft von Astrid und Fabrizio De Montis führt Wohnaccessoires, Geschenkartikel, Papeterie und Outdoormöbel in einer gewaltigen Farbintensität, die Hunger macht. Vor allem Hunger aufs Leben.

De Montis ist in der Lindengasse in 1070 Wien zu Hause.
Astrid und Fabrizio De Montis führen das gleichnamige Farbparadies für Wohnaccessoires in der Lindengasse 16, 1070 Wien. Foto: © Niklas Schnaubelt

Feinschliff bei Franz Musicks Enkelin

Die Auslage von Franz Musicks Feinschleiferei ist mit feiner Klinge ausgestattet. Martina Pühringer, die Enkelin des namensgebenden Unternehmensgründers, bietet hier in der Lindengasse 30, 1070 Wien, hochwertige Messer und Scheren an. Das Sortiment umfasst darüber hinaus Profiklingen für den Frisörbedarf (für Mensch und Tier), den Kücheneinsatz, die Gartenarbeit oder die Hand- und Fußpflege. Toll ist natürlich auch der Schleifservice für Messer und Schere sowie das umfangreiche Angebot im Onlineshop.

Lindengasse 35 und 37

In der Lindengasse 35 „fand am 13. Mai 1945 die 1. Konferenz der KPÖ nach dem 2. Weltkrieg statt“, wie uns das Nachschlagewerk von Felix Czeike offenbart, „bei der die Kommunisten die Errichtung einer Volksdemokratie forderten.“
Im Haus nebenan war lange Zeit der Verband der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs untergebracht.

Mir zu Liebe – Reformhaus prokopp Lindengasse

In der Erdgeschossebene kann man hier heute aber für sein Wohlbefinden sorgen – im Reformhaus prokopp in der Lindengasse 37, 1070 Wien, wird man zu den Themen Naturkosmetik, Aromatherapie, Nahrungsergänzungsmittel und gesunder Ernährung fündig. Schwerpunkte im Angebot wie die Zero-Waste-Kosmetik oder bewusste/gesundheitsbedingte alternative Ernährungsformen (glutenfrei, fructosefrei, TCM oder Keto) machen den prokopp-Shop zur gern besuchten Adresse, wenn man auf der Suche nach besonderen Geschenken im Gesundheits- und Wohlbefindenbereich ist.

Ferne Länder bei Morton’s Art Palace

Noch ein Haus weiter, in der Lindengasse 39, 1070 Wien, ist Morton’s Art Palace mit einem großen Schauraum zu Hause. Hier findet man asiatische und afrikanische Möbel und Wohnaccessoires aus Indien, China, Thailand, Indonesien und Afrika. Auch im Onlineshop lässt es sich hervorragend nach neuen Lieblingsstücken stöbern.

Die Regenbogenbank und das Blätterdach

Schon aus der Ferne sieht man die Bäume, deren (im Frühling und Sommer grüne) Kronen einen Torbogen zur Neubaugasse bilden. Rechts laden ein paar Sitzgelegenheiten und ein Wasserspiel zum kurzen Verweilen ein. Besonders gern genutzt wird natürlich die Poleposition der Beobachtungsplatzln im 7. Bezirk – die Regenbogenbank in der Lindengasse Ecke Neubaugasse.

Die Regenbogenbank steht in der Neubaugasse Ecke Lindengasse.
Das Regenbogenbankerl ist ein hervorragender Beobachtungsposten. Foto: © Veronika Fischer

Urban Food bei Maschu Maschu

Zu unserer Linken ist Maschu Maschu, das viel besuchte Lokal in der Lindengasse Ecke Neubaugasse, bekannt für die vielen veganen und vegetarischen Gerichte rund um orientalisch gewürzte Pita, Bowls und Burger. Zum Flaniermarkt, der zweimal im Jahr in der Neubaugasse stattfindet, überlegt sich Maschu Maschu immer etwas Besonderes – zu gut, um an diesen Tagen nicht vorbeizukommen.

Mittwoch ist Markttag in der Lindengasse Ecke Neubaugasse

Wir queren die Neubaugasse. Ist es Mittwoch, ist Wochenmarkttag von DER Neubaumarkt und wir können an den Ständen der Anbieter*innen gustieren. Das „DER“ im Namen steht für Direktvermarktung, Ehrlich produziert von Regionalen Anbieter*innen. Ins Leben gerufen wurde DER Neubaumarkt 2021 gemeinsam von der Bezirksvorstehung Neubau und der IG der Kaufleute am Neubau zur Stärkung der lokalen Wirtschaft. Seit 2023 ist der Markt ein öffentlicher Markt der Stadt Wien. Mehr zu DER Neubaumarkt gibt es in unserem Blogpost auf im7ten.com.

Parkett und Holzdielen von Wohngesund

Im Eckhaus – an der offiziellen Adresse Neubaugasse 15, 1070 Wien – befindet sich der Flagshipstore von Wohngesund, dem Spezialisten für hochwertige Parkettböden, Terrassendielen, Vinylböden, Fenster und Türen. Neben dem Verkauf kümmert sich das erfahrene Wohngesund-Team auch österreichweit um die professionelle Verlegung und Montage im Innen- und Außenbereich. Wer also einen Umbau der eigenen vier Wände in Wohnung, Haus oder Garten plant, ist gut beraten, hier vorbeizukommen.

Rauch Juice Bar – Vitaminbomben für den Energy Kick

Tauch ein in die obstig-gemüsige Vitaminvielfalt der Rauch Juice Bar, die alles andere als ein Saftladen ist! Wir haben hier schon mal über die Saftbar in der Neubaugasse Ecke Lindengasse berichtet und freuen uns, wenn ihr nochmal vorbeilest. Ganz besonders legen wir euch auch den Instagram-Account ans Herz, weil uns bei den Reels, in denen wir die Linden- oder Neubaugasse erspähen, immer ein Schmunzeln übers Gesicht huscht und wir daran erinnert werden, „one of our five a day“ doch einfach im To-go-Becher von Rauch zu schlürfen.

Ruhelage

Danach wird es in der Erdgeschosslage der Lindengasse etwas ruhiger. Der siwacht Bewachungsdienst hat hier seinen Sitz und die evangelisch-lutheranische Auferstehungskirche mit den beeindruckenden bunten Glasfenstern, die man nur im Inneren bewundern kann, ist einen Besuch in der Lindengasse 44, 1070 Wien, wert. Wer sich am Sonntag nicht traut, kann die „Lange Nacht der Kirchen“ oder die „Offene Kirche am Mittwoch“ (jeden Mittwoch) zum Schnuppern nutzen.

Ein Spaziergeh-Geheimtipp (für nicht ganz Ortskundige) ist der Durchgang in der Lindengasse 50, der zu Fuß oder per Fahrrad über den Jenny-Steiner-Weg in die Hermanngasse führt. Wenn man von hier aus in die Lindengasse kommt, blickt man geradeaus in die Andreasgasse hinein, die wir nicht zuletzt wegen des Andreasparks, sondern auch wegen des hier untergebrachten Möbelmuseums schätzen – ein Juwel, das man mehr als einmal besucht haben sollte!

Lindengasse Ecke Andreasgasse. Foto: © Veronika Fischer


Nicht mehr da, aber natürlich vielen Wiener*innen noch gut in Erinnerung, ist das ehemalige Kurier-Haus (vormals Lindengasse 48–52, 1070 Wien). Felix Czeike schrieb dazu: „Im Verlagshaus Waldheim-Eberle wurde 1945 das Stammhaus der von der US-amerikan[ischen]. Besatzungsmacht [herausgegebenen Tageszeitung] ‚Wr. Kurier‘ eingerichtet“, und es blieb hier auch bis 2014. Heute prägt ein modernes Wohnhaus das Straßenbild an der ehemaligen Kurier-Adresse. Dass man aus dem Penthouse mit Terrasse den Weitblick genießen kann, glauben wir gerne, schließlich ist man hier „Über den Linden“.
Auch das Sozialbau-Kundenzentrum in der Lindengasse 55, 1070 Wien, ist ein Ort, der schon viele in die – gar nicht so kleine – Gasse am Neubau geführt hat.

Auf unserem Spaziergang stadtauswärts kreuzen wir noch die Zieglergasse, passieren die große Billa-Filiale und stoßen schlussendlich an der Schottenfeldgasse ans Ende der Lindengasse. Fast unbemerkt, denn der Straßenverlauf führt noch weiter in Richtung Gürtel, nunmehr allerdings unter dem Namen Stollgasse – aber die hat ihre eigene Geschichte.

Weiterführende Informationen und Links

Czeike, Felix: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Le–Ro, S. 67. Wien: Kremayr & Scheriau (1995). Stand: 14.05.2024

Magazin Wien Museum. Keplinger, Thomas: Ein unbekannter Riese. Stand: 14.05.2024

ÖGV: Unsere Geschichte: Von 1872 bis heute. Stand: 14.05.2024

Wien Geschichte Wiki: Lindengasse. Stand: 14.05.2024

Beitragsbild: © Veronika Fischer

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