Lass die Finger davon! Tabuthema „Erdbeerwoche“

Eine Erdbeere wird nur mit Asiastäbchen angefasst - denn die Erdbeerwoche steht als Synonym für die Menstruation.

Nachhaltige Monatshygiene, Perioden-Gerechtigkeit, Wissenslückenbehebung – die erdbeerwoche bietet Plattform, Shop und Information, um die positive Haltung von Mädchen und Frauen zum Thema Zyklus zu fördern.

Frau lernt nicht aus

Ich gestehe, bei der Recherche zu diesem Beitrag einiges gelernt zu haben – was Free Bleeding ist, welche Schicht für den Auslaufschutz einer wiederverwendbaren Baumwollbinde sorgt und wie man sich unterwegs beim Reinigen einer Menstruationstasse verdammt smart helfen kann … während ich von Free Bleeding ehrlicher Weise zuvor nichts wusste, waren die beiden anderen Antworten mehr von der Sorte: „Ah so geht das!“
So geht es wahrscheinlich vielen Frauen und Mädchen, die sich erstmals tiefergehend mit der Vielseitigkeit nachhaltiger Monatshygiene auseinandersetzen.

Tabuthema Nr. 1

Die Menstruation, die Regel, die Tage, die Periode, der Besuch der Elefantentanten, die Erdbeerwoche … tausend (g’schamige) Namen, tausend Fragen, tausend Tabus. Hand aufs Herz: Für mich auch nicht Lieblingsgesprächsthema, weil es wegen der lang überfälligen Enttabuisierung oft sehr provokant in Text und Bild dargebracht wird, und ich Menschen (jeden Geschlechts) verstehe, die sagen: „Drüber reden – okay. Aber muss es so sein?“ Sprechen wir also wertschätzend darüber, denn eines ist völlig klar: Der weibliche Zyklus ist eine der normalsten Sachen der Welt. Deshalb sind wir alle überhaupt erst hier.

Die Tabuisierung und die Abwertung zum Ekelthema verhindert, dass Mädchen heranwachsende Frauen von Anfang an die Selbstbestimmung in Sachen Monatshygiene übernehmen und einen positiven Umgang haben bzw. entwickeln.

Bio-nierinnen in Sachen Monatshygiene

Genau hier setzt das 2011 von Bettina Steinbrugger und Annemarie Harant gegründete Social Business an. Die erdbeerwoche ist auf nachhaltige Monatshygiene und Fragen rund um die Menstruation spezialisiert. Neben Bio-Tampons und Bio-Binden, die chlorfrei gebleicht und frei von synthetischen oder chemischen Zusatzstoffen sind, gibt es im Shop auch wiederverwendbare Periodenprodukte. Den meisten wahrscheinlich geläufig: die mittlerweile salonfähige Menstruationstasse. Auf dem Vormarsch befinden sich aber auch wiederverwendbare Baumwollbinden und –slipeinlagen, die so wie herkömmliche Einwegprodukte mit „Flügeln“ versehen sind, die mittels Druckknopf für guten Halt im Slip sorgen. Die für die erbeerwoche-Produkte verwendeten Baumwollstoffe sind bio-zertifiziert und atmungsaktiv. Für den Auslaufschutz sorgt übrigens eine Nylonschicht, die in der Mitte der Binde eingenäht ist.

erdbeerwochen-Gründerinnen Bettina Steinbrugger und Annemarie Harant wollen mit dem Tabu rund um den weiblichen Zyklus und die Menstruation brechen. Aufklärung lautet die Devise.
erdbeerwochen-Gründerinnen Bettina Steinbrugger und Annemarie Harant, Foto ©: erdbeerwoche

Alternativ bietet die erdbeerwoche auch Periodenslips, die mit den Eigenschaften vegan, plastikfrei und biologisch abbaubar punkten, denn neben den gesundheitlichen Aspekten, die plastik- und chemiefreie Monatshygiene mit sich bringt, ist auch der Umweltfaktor ein entscheidender Treiber in der Aufklärungsarbeit der erdbeerwoche.

Stoff zum Nachdenken

Schon gewusst, dass …
∇ … eine Frau rund 500 Mal menstruiert und damit 3 000 Tage ihres Lebens verbringt?
∇ … eine Frau im Schnitt zwischen 10 000 und 17 000 Binden bzw. Tampons verbraucht?
∇ … jährlich rund 45 Milliarden Tampons bzw. Binden weltweit verbraucht werden?
∇ … der Großteil dieser Produkte im Müll landet, wo er aufgrund der Plastikbestandteile über 500 Jahre braucht, um zu verrotten?
∇ … Tampons und Binden einen Großteil des Mülls an Stränden ausmachen?
∇ … die Menstruationskappe zur gleichen Zeit wie Tampons entwickelt wurde?
∇ … Frauen ohne Zugang zu Monatshygiene pro Jahr rund fünfzig Tage in der Schule oder Arbeit verlieren und damit bis zu fünf Jahre weniger Schulbildung haben?

Quelle: Presseinfo erdbeerwoche 2020

Bestens informiert

Die wiederverwendbaren Binden und Slips sind auch für den Einsatz unterwegs gemacht – im Büroalltag oder beim Sport – und in der Regel bei richtigem Sitz auslaufsicher. Für alle, die sich beim Verlassen der eigenen vier Wände mit Monatshygieneklassikern sicherer fühlen, hält der erdbeerwoche-Shop Einweg-Bio-Produkte parat.
In Videos und Blogbeiträgen vermitteln die Expertinnen, wirklich praktische Tipps zum Handling sowie zu den brennenden Fragen ums Thema Zyklus – wie Ernährung den Zyklus beeinflusst, was die Farbe des Menstruationsblutes über die Gesundheit verrät oder wo bei Tampons, Binden und Co Treibhausgasemissionen anfallen.

Bio-Tampons, Bio-Binden, wiederverwendbare Baumwollbinden, Menstruationskappen oder Periodenslip – für jede Frau das passende, nachhaltige Produkt, Foto ©: erdbeerwoche

Aufklärung und Lobbyingarbeit

Es ist ein großes Bauchwehthema: Die Tamponsteuer sorgt weltweit für hochgehende Wogen. Vielzitiertes Beispiel: Wieso sind Binden und Tampons höher besteuert als Kaviar? Dann sind sich alle einig: Klar, runter mit der Steuer und schon kommt es aus dem nächsten Eck: „… aber warum gilt das nicht gleich auch für Rasierer oder Hygieneartikel im Allgemeinen?“
Um mich nicht in eine Diskussion, die in vielen Foren der Welt geführt wird, einzuklinken, bleibe ich bei den Fakten:

In einigen Ländern wurde die sogenannte Tamponsteuer bereits gesenkt oder gar abgeschafft. Auch in Österreich ist eine Senkung der Besteuerung geplant. In Schottland ging man Anfang 2020 einen Schritt weiter und stellt Menstruationsprodukte für Frauen im öffentlichen Bereich kostenlos zur Verfügung.
Das löst vielleicht so manches finanzielle Problem bzw. Ungleichgewicht, allerdings schafft es noch keinen Mehrwert für die Umwelt.
Ob der schottische Vorstoß auch für Österreich wünschenswert wäre, beantwortet erdbeerwochen-Gründerin Bettina Steinbrugger: „Perioden-Armut ist auch hierzulande und gerade in Krisenzeiten ein Thema. Deshalb fordern wir von der erdbeerwoche nicht nur eine Senkung der sogenannten Tamponsteuer, sondern auch die Bereitstellung kostenloser Monatshygiene an Schulen und in Obdachlosenheimen. Wünschenswert wäre natürlich, dass die öffentliche Hand hier auf nachhaltige Monatshygiene zurückgreift, um nicht nur einen sozialen, sondern auch einen ökologischen Beitrag zu leisten.“

Bloody important!

Mit erdbeerwoche setzen sich Bettina Steinbrugger und Annemarie Harant samt Team nicht nur für Mädchen und Frauen im persönlichen Umgang mit der Menstruation ein, sondern fordern durch Information, Aufklärung und Transparenz heraus, den Sturm auf politische, wirtschaftliche und soziale Tabus zu wagen.

Das Unterstützen der Sache ist mit dem im April neulancierten Onlineshop jetzt EU-weit möglich … und gelenkt wird das nachhaltige Business vollständig von Wien 7 aus.

erdbeerwoche
[Lindengasse 56, 1070 Wien (Büroadresse)]
www.erdbeerwoche.com
Rund um die Uhr geöffnet: www.erdbeerwoche-shop.com


Mehr zum Thema

brand eins, Text: Müller Torben: Tamponsteuer. Symbol der Gerechtigkeit (abgerufen am 26. Juni 2020)

derstandard.at: Regelmäßig teuer: Wie viel die Periode kostet (19. Jänner 2019, abgerufen am 26. Juni 2020)

derstandard.at, Text: Hausbichler Beate: Free Bleeding: Unten ohne menstruieren (19. September 2019, abgerufen am 24. Juni 2020)

erdbeerwoche: Tamponsteuer (abgerufen am 26. Juni 2020)

orf.at: „Tamponsteuer“ wird auch in Österreich gesenkt (3. Jänner 2020, abgerufen am 26. Juni 2020)


Titelbild: Louis Hansel @shotsoflouis on Unsplash

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