Künstlerin Myriam Parth erzählt von der im7ten-Aktion Künstler packen ein von ihrer Warte, hinter dem Verpackungstisch, aus. Die beliebte Geschenkverpackungsservice-Aktion findet alljährlich im Advent in vielen Shops und Restaurants am Neubau statt.
Obwohl die Vorweihnachtszeit immer früher beginnt, verzögern sich viele Einkäufe doch auf die letzte Minute – da hat man dann schon mal alle Hände voll zu tun und keine Lust oder Zeit mehr, diese Geschenke dann auch noch selber liebevoll einzupacken. Die Aktion Künstler packen ein bietet hierfür eine originelle Lösung: KünstlerInnen stehen den ganzen Dezember in verschiedenen Lokalitäten im 7ten Bezirk zur Verfügung, um Geschenke kreativ einzupacken.
Als Künstlerin habe ich die Möglichkeit, hier mitzuarbeiten, sehr gerne ergriffen, obwohl ich nicht so recht wusste, was mich erwartet. Meine bisherigen Einpackerfahrungen beschränkten sich zugegebenermaßen auf das rudimentäre Einwickeln in Zeitungspapier, daher sah ich es als willkommene Herausforderung, meine latenten Verpackungskünste auszupacken.
Upcycling mit Recyclingmaterial
Für diese Aktion der Kaufleute des 7. Bezirks herrscht aber nicht nur künstlerischer, sondern auch ökologischer Anspruch. So wird hauptsächlich recyceltes Material verwendet, was in unserer Müllkultur den Mehrwert von Altmaterial vorbildlich vor Augen führt – auf dass es viele zur Mülltransformation inspirieren möge!
Gewappnet mit schwarzem Marker, diversen, aus dem Altpapier gefischten Zeitschriften und einer Schere trat ich den Weg zu meinem ersten Dienst in der frühen Abenddämmerung an. Ich stiefelte die Zieglergasse hinauf bis zu dem kleinen Lokal auf Hausnummer 44, von dem ich bisher nur Gutes gehört, es aber selbst noch nie betreten hatte. Als ich mit klammen Fingern (von der Kälte ;)) dort ankam, liefen gerade die letzten Vorbereitungen, bevor sich die Türen an diesem Abend öffnen sollten.
Wohnzimmerwohlig
Ich hatte ja Gutes gehört, aber die ausgesprochen gemütliche Atmosphäre im toma tu tiempo hat mich dann doch positivst überrascht. Der Holzboden wechselt sich gekonnt mit dem Fliesenboden ab, und dieses Schema wird auf den naturbelassenen Holztischen mit dekorativen Fliesenarrangements weitergeführt. In der Ecke steht ein kleiner Ofen, in dem die Flammen sichtbar züngeln und angenehme Wohnzimmeratmosphäre verbreiten. Überhaupt strahlt das kleine Lokal eine unglaubliche Wärme und Heimeligkeit aus, die nicht nur dem Ofen zu verdanken ist. Man spürt, mit wie viel Liebe zum Detail das Lokal eingerichtet wurde, und durch das angenehm gedämpfte Licht fühlte ich mich fast als wäre ich in Nikolaus‘ Wohnzimmer eingetreten.
Die beiden Mitarbeiterinnen begrüßten mich sehr freundlich und wiesen mir auch gleich meinen Arbeitsplatz am größten Tisch im Lokal zu, den ich mir mit meiner Künstlerkollegin Iva teilen würde. Die Chefin dieser guten spanischen Stube war in der Küche beschäftigt, kam aber gleich heraus, um mir die gesammelten Utensilien zu überreichen: ein paar Kartons, alte Zeitungen und gebrauchte Verpackungen. Ich drapierte gerade alles auf dem Tisch, als auch schon meine Künstlerkollegin Iva bei der Tür hereinspazierte. Sie packte gleich ihre Acrylfarben, Pinsel und Papiere aus, und Gudrun von stadtfein überreichte uns dann noch eine Schatzkiste im wahrsten Sinne des Wortes voller Bastelmaterialien und Zubehör.
Im Bastelfluss
Das Lokal um uns herum füllte sich langsam und das Hintergrundgemurmel trug seinen Teil zum meditativen Bastelcharakter bei. Ein paar Geschenke trubelten langsam ein und wir malten und schnipselten. Zu meiner absoluten Begeisterung fand ich eine sternenförmige Stanze in unserer Ausrüstung, was sich für mich als schicksalhafte Begegnung erweisen sollte.
Wir gestalteten die uns überreichten Geschenke mit viel Muße und Experimentierfreudigkeit. Zu meiner Freude fiel es mir leichter als gedacht, die Geschenke ansprechend einzukleiden, was wohl nicht wenig mit besagter Sternstanze zu tun hatte …
Während wir vom Team des toma tu tiempo sehr gut versorgt wurden, schnipselten und malten wir schon in Vorbereitung auf das nächste Paket. Ich war und bin selbst überrascht, wie schön die Resultate trotz eingeschränkter Materialauswahl wurden. Ich merkte, dass jedes Geschenk eine kleine aber feine Aufwertung erhält, wenn es dermaßen originell eingepackt wird. Man kann auch fremdgekaufte Artikel zum Verpacken vorbeibringen und dabei gleich ein neues Geschäft zwanglos kennenlernen, während die KünstlerInnen ihren Zauber wirken.
Sternschnuppern
Als wir am Ende unserer Schicht zusammenpackten, flatterten einige der begeistert und vielzählig ausgestanzten Sterne schnuppernd zu Boden, während andere lieber dekorativ in den Tischritzen hängen blieben. Das letzte verpackte Geschenk des Abends ging an eine junge Dame vor Ort, und als ich ihr das mit Sternen verzierte Päckchen an den Tisch brachte, wurde selbiges gleich mit wertschätzenden Kommentaren übersät. So schloss ich den Abend mit meinem ersten vorweihnachtlichen Gefühl des Jahres ab, daran erinnert, dass es nicht so sehr darauf ankommt, groß zu schenken, sondern wie viel Liebe und Bedacht darin steckt.
Die nächsten Termine findet Ihr auf www.kuenstlerpackenein.at
Text & Fotos: Myripa.at – Myriam Parth