Es ist zwar auch schon wieder dreißig Jahre her, aber es ist doch eine schöne Erinnerung. Ein Österreicher auf Platz eins! Und das sowohl in den amerikanischen Charts als auch in den englischen Charts – und in allen anderen auch irgendwo ganz oben. Das überstrahlt in gewisser Hinsicht die ganze Erinnerung an das doch eher schwierige Jahr 1986. Denn alles, was in diesem Jahr sonst noch strahlte, kam von Tschernobyl herüber. Falco rockte mit seinem „Amadeus“ die Gemüter und aus den Tiefen der ukrainischen Wälder strahlte der Untergang. Der Rest war Dunkelheit. In Stockholm wurde Olof Palme erschossen, in Paris starb Simone de Beauvoir, in Amerika Gary Grant und hier in Wien Helmut Qualtinger. Ach ja, und auch damals wählten sich die Österreicher (und –innen) einen neuen Bundespräsidenten. Es war ein schwieriges Jahr. Nur Falco überstrahlte alles.
Das Video zu „Rock me Amadeus“ wurde übrigens großteils hier im 7ten gedreht, in der Richtergasse, im legendären Café „Blue Box“, was ja eigentlich ein Begriff aus der Filmbranche ist. Mit einer Blue-Box lassen sich Akteure nachträglich in beliebige Szenarien einsetzen. Es besteht also die Möglichkeit, dass Passagen, ja sogar ganze Filme auf diese Weise manipuliert sein könnten. Man sollte einmal prüfen, ob nicht die ganze Filmgeschichte wiederholt werden muss. Wie auch immer, am Ende wird eine wahrscheinlich deutsche Kopieranstalt verantwortlich zu machen sein. Ab hier verblasst die Erinnerung an frühere Zeiten und man fühlt sich, als wäre man in einen falschen Film eingebaut worden.
Philipp Mosetter (*1956) lebt und arbeitet als freier Autor und Schauspieler in Wien und Frankfurt/Main. Er verfasst monatlich eine Kolumne über den 7ten im Falter.
up* – unpublished
Philipp Mosetter
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Fotocredit: Daniel Klingler
Weiterlesen: August 2016