Es gibt in diesen Tagen so viele Irrungen und Wirrungen, dass es kaum verwundern wird, wenn beispielweise im Marianne Fritz Park (Ecke Zieglergasse/Lindengasse) jemand sitzt und das vieltausendseitige Romanwerk Naturgemäß I-III von eben jener Marianne Fritz nach der dieser kleine Park benannt ist, neben sich aufgestapelt hat um darin nach Antworten zu suchen. In einem Hinterhaus in der Schottenfeldgasse, ist dieses Werk entstanden und dem profan Gebildeten fehlt schlicht die Phantasie, wie ein einzelner Mensch ein solches Textgebirge hat erschaffen können. Hier kommt auch der geübte Leser an seine Grenzen. Abgründe aus Unergründlichem tun sich auf, schier endlose Wortgeröllhalden gilt es zu durchqueren und immer droht der Absturz.
Zugegeben, der droht allenthalben, dazu bedarf es keines Romans von viertausenddreihundertfünfunddreißig Seiten. Im Pub um die Ecke droht der Absturz ebenso wie an der Börse … Eigenartig, derzeit hat der Absturz einen sehr englischen Beigeschmack. Das erinnert doch stark an den aus England stammenden Kunstreiter Johann Hyam der sich einst vergeblich als Aviatiker versuchte, schließlich in seinem eigenen Zirkus vom Pferd stürzte und danach in der Halbgasse Nummer 14 als Pferdehändler und Rosstäuscher sein Dasein fristete.1) Aber Neid ist nicht angebracht. Auch für Österreich wird der Herbst kommen.
1) Diese Darstellung wird zwar Johann Hyam (1733-1816) nicht gerecht, richtet aber den größtmöglichen Schaden an und dient lediglich den niederen Interessen des Autors.
Philipp Mosetter (*1956) lebt und arbeitet als freier Autor und Schauspieler in Wien und Frankfurt/Main. Er verfasst monatlich eine Kolumne über den 7ten im Falter.
up* – unpublished
Philipp Mosetter
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Fotocredit: Bernhard Schramm
Weiterlesen: Juni 2016