Nun hat dieser Tage, um genau zu sein am kommenden Sonntag den 14. Juli, Gustav Klimt wieder einmal Geburtstag. Es ist übrigens sein 153ster, was wahrscheinlich wegen der ungeraden Zahl und seiner zu vermutenden Abwesenheit dieses Jahr nicht groß gefeiert werden wird.
Das tut zwar seiner Bedeutung keinen Abbruch, ist aber dennoch bedauerlich. Immerhin sind solche Feierlichkeiten stets willkommene Gelegenheit für eine tiefschürfende Rede mit ganz neuen Erkenntnissen. Beispielsweise den Bart betreffend. Denn Klimt war ja nicht nur Künstler und als solcher Secessionist, er war auch Bartträger. Und – er wohnte in der Westbahnstraße Nummer 36.
Es verwundert also nicht, dass wir heute den 7. Bezirk, in dessen Zentrum Klimts Wohnadresse liegt, gewissermaßen als Mekka der Bartträger bezeichnen können. Der Bartträger Klimt forderte nämlich vor über hundert Jahren eine Verschmelzung von Kunst und Leben. Die Kunst sollte in das Alltägliche im Sinne einer umfassenden künstlerischen Neugestaltung aller alltäglichen Dinge einbezogen werden, wobei den dekorativen Künsten ein besonderes Gewicht zukommen sollte. Die Sache ging dann unter der Bezeichnung Jugendstil in die Kunstgeschichte ein und heute sitzen sie hinter ihren Ladentischen und widmen sich den dekorativen Künsten in der Einsamkeit ihrer Selbstausbeutung. So weit, so umgesetzt. Womit wir bei der zentralen Frage unserer Tage wären, der Gender-Frage. Aber dazu kommen wir das nächste Mal.
Philipp Mosetter (*1956) lebt und arbeitet als freier Autor und Schauspieler in Wien und Frankfurt/Main. Er verfasst monatlich eine Kolumne über den 7ten im Falter.
up* – unpublished
Philipp Mosetter
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Foto: Bernhard Schramm