Jedes Jahr um diese Zeit ändern sich die Trinkgewohnheiten der Menschen. Ob allerdings die Vernebelung der Sinne nur Wirkung und nicht vielmehr Vorraussetzung für das exzessive Punschtrinken ist, kann an dieser Stelle nicht wirklich geklärt werden. Unstrittig hingegen ist die Schuldfrage. Albrecht I. hat nämlich im Jahre 1294 das Privileg zum Abhalten eines Dezembermarktes in Wien erteilt und darf seither als Urheber der Weihnachtsmärkte bezichtigt werden. Damit hat jener Albrecht I. seinen eigenen Vater, und der war kein geringerer als Rudolf I. und erster Habsburger auf jenem Thron, den diese rund 650 weitere Jahre beanspruchen sollten, bei weitem an historischer Wirkung übertroffen. Denn die Habsburger sind inzwischen Geschichte, die Weihnachtsmärkte sind wuchernde Realität.
Warum aber ausgerechnet zwischen Mariahilfer Straße und Lerchenfelder Straße, zwischen Kaiserstraße und Neubaugasse nicht ein Weihnachtsmarkt zu finden ist, bleibt rätselhaft. Denn auch hier finden sich reichlich Spuren der Habsburger. Die Kaiserstraße beispielsweise, benannt zu Ehren von Joseph II. Oder das „Kaiserliche Hofmobiliendepot“ für das noch 1901 in der Mariahilfer Straße 88 ein eigenes Gebäude errichtet wurde.
Aber um noch einmal auf die Trinkgewohnheiten zu sprechen zu kommen. Das Wort Punsch ist ja aus dem Englischen entlehnt, „punch“ steht hier für „Fausthieb“. Was insbesondere deshalb bemerkenswert ist, weil ausgerechnet jener Albrecht I. ein jähes Ende durch die mörderische Faust seines eigenen Neffen fand.
Philipp Mosetter (*1956) lebt und arbeitet als freier Autor und Schauspieler in Wien und Frankfurt/Main. Er verfasst monatlich eine Kolumne über den 7ten im Falter.
up* – unpublished
Philipp Mosetter
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Foto: Bernhard Schramm