von Philipp Mosetter
Der siebte Wiener Gemeindebezirk, der nach dem provisorischen Gemeindegesetz von 1849 noch als sechster Bezirk geführt wurde, dann aber 1861 zu dem wurde, was er heute ist, nämlich der 7te, pflegt ein gewisses Selbstbewusstsein. Johann Strauss Sohn (1825-1899), der Walzerkönig, wurde zwar noch vor dieser neuen Ordnung hier (wenn auch am Rand) geboren, wurde aber, weil er doch recht erfolgreich war, gleich mit eingemeindet. Er darf daher als erster Prominenter des 7ten gelten.
Nachdem dann die Walzer ausgedreht waren, die meisten Tänzer hatten ihr Tanzbein sowieso im ersten Weltkrieg zurückgelassen, kam eine neue Zeit und der Bezirk drehte auf. Alles drehte sich nun um den Film, hier etablierte sich alles, was die aufblühende Filmindustrie benötigte. Kaum ein Haus in dem nicht ein Filmverleih, Filmproduzent, Filmanwalt, eine Filmbuchhandlung, ein Filmcafé, ein Filmzulieferer oder ein Filmausstatter seinen Geschäften nachging.
In diese Welt wurde 1922 der Komponist, Dichter und Kabarettist Georg Kreisler hineingeboren. In der Kandlgasse besuchte er das Gymnasium bevor man ihn nach Amerika verjagte. Danach fühlte er sich nicht mehr zu Hause, machte stattdessen den Vorschlag die Tauben im Park zu vergiften, sinnierte über ein Wien ohne Wiener und kam zu der Erkenntnis: Der Tod, das muss ein Wiener sein. Heute ist auch Kreisler tot. Aber wer durch die Gassen des 7ten spaziert oder sich in der Nachbarschaft auf eine Melange niederlässt, der kann ihn noch ganz gut hören.
Philipp Mosetter (*1956) lebt und arbeitet als freier Autor und Schauspieler in Wien und Frankfurt/Main. Er verfasst für uns monatlich eine Kolumne über den 7. Bezirk auf www.derstandard.at.
up* – unpublished
Philipp Mosetter
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Foto: Bernhard Schramm