Ausg’steckt is
Bernhard Schramm ist Fotograf. Hin und wieder wuselt es in seinem Studio vor lauter Leuten, da findet dann ein Fotoshooting statt, geschäftiges Treiben, gespannte Atmosphäre, hochkonzentrierte Models und Mitarbeiter.
Der Fototermin ist vorbei, dann kommt die Zeit der Stille. Der Ruhe, der Kontemplation: die Postproduktion am Computer. Da wird dann begutachtet, ausgewählt, optimiert und feingestellt. Diese Arbeit kann je nach Umfang, z.B bei einem Katalog, nicht nur Stunden in Anspruch nehmen, sondern Tage oder vielleicht auch Wochen. Das kann sich ganz schön ziehen, und der Mensch ist ja nicht nur Arbeitstier, sondern man entspannt auch ganz gern zwischen den Arbeitsschritten. Eine Tasse Kaffee oder Tee bei einer netten Plauderei wäre da natürlich optimal.
Bei einem Geschäftslokal an der Straßenfront ist für Vorbeigehende durch die Portalverglasung meisten alles einsichtig, sollte der Ladenbesitzer offensichtlich gelangweilt Daumendrehen und auf Kundschaft warten, spricht ja nichts dagegen, hineinzuschauen und Hallo zu sagen.
Im ersten Stock eines Gründerzeithauses in der Westbahnstrasse, dort nämlich, wo sich das Atelier Schramm befindet, ist von unten keine Einsicht möglich. „Ist er da? Oder nicht? Hackelt er was, oder nicht? Soll ich rauf schauen?“ Anrufen will man dann auch nicht, und geht weiter seines Weges, man will ja nicht stören.
Nun hat sich Bernhard Schramm ein Fähnchen besorgt. Angebracht an seine Fensterscheibe, sichtbar von unten in der Straße, bedeutet es nun für mögliche Besuchswillige: „Schau doch vorbei im Atelier, Du störst nicht, plaudern erwünscht!“