Antiquitäten sind so etwas wie die Schlagzeilen der Vergangenheit. Irgendwann einmal brandaktuell, angesagt, dann vielleicht vergessen, verloren geglaubt oder schlichtweg in festen Händen und nun, da sie einen Zeitraum variabler Länge überdauert haben, der über ihren Wert entschieden hat, sind sie nicht nur zur Raritäten, sondern vor allem zu Kostbarkeiten herangereift, die es zu erobern gilt.
Während Sammler*innen im Aufspüren ausgewählter, ihre Sammlung vervollständigender Stücke ihre Freude finden, sind es oft junge Menschen, die einen ersten Anknüpfungspunkt suchen, sich mit dieser Nische vertraut zu machen. Das gute alte Stück fasziniert! Wenn man aber nicht gerade ein antikes Familienerbstück vermacht bekommt, das die Basis einer Sammlung bildet, stellt sich die Frage: Wo fängt man an?
Zur Auflösung ebendieses Fragezeichens und dem Senken etwaiger Hemmschwellen haben wir uns an sieben Schau-Plätzen im 7. Bezirk für die im7ten-Leser*innen umgesehen:
Ramsch & Rosen
Neubaugasse 59, 1070 Wien
Das skurrilste Antiquitätengeschäft im 7. Bezirk – vielleicht der skurrilste Shop am Neubau überhaupt – ist Ramsch & Rosen. Mitten im Einkaufseldorado Neubau finden Trödelliebhaber*innen Ramsch & Rosen, das nach der Schließung des Standortes in der Neubaugasse 15 einige Zeit später sein neues Zuhause in der Neubaugasse 59 fand. Im Kultladen landen Kuriositäten und Accessoires ab 1870, Objekte aus den 1950er- bis 1970er-Jahren, aber auch moderne Gebrauchsgegenstände, die jeder gute, schrullige und Nostalgie-verliebte Haushalt braucht. Stimmungspreise und eine Umstellung des Geschäfts nach Präferenz des diensthabenden Mitarbeiters sind keine Seltenheit und haben dem Laden seine Bekanntheit, weit über die Grenzen des Siebenten hinaus, beschert.
Absolut einzigartig: Im Rahmen der Nachlass-Hoppings öffnen Angehörige eine zu räumende Wohnung. Organisiert und betreut wird die nachhaltige Aktion von Ramsch & Rosen. Nach dem First-Come-First-Serve-Prinzip können Interessierte einen Einlassschein erwerben und zum angegebenen Zeitpunkt ALLES, was sie möchten, mitnehmen: Vom Putzmittel, über die Kuchengabeln, den Eiskasten oder die Couch bis hin zum Klavier haben Fündige den Gegenständen immer ein neues Zuhause geschenkt.
Antiquitäten Brune
Westbahnstraße 8, 1070 Wien
Das aus der Pfalz stammende Ehepaar Brune greift auf Fachwissen aus 40 Jahren Erfahrung zurück und versteht sich als Einrichter für Kunstgegenstände. Französische und italienische Waren füllen seit 2009 das Geschäftslokal in der Westbahnstraße, das optisch meiner Vorstellung eines Antiquitätenladens entspricht – ich dachte immer, an etwas Volles. Platztechnisch gesehen, aber auch geheimnisVOLL, gehaltVOLL (im Sinne von geschichtsträchtig), VOLLkommen in der Einzigartigkeit und doch manchmal unVOLLständig, weil so manches Detail über „das Leben“ eines Stückes nicht in die Gegenwart transportiert werden kann. Dass ich meine romantische Phantasie ablegen muss, zeigt mir ein langes Gespräch mit Brigitte Brune, denn im Grunde genommen ist der Antiquitätenhandel ein sehr klares Business: Die Zeit, aus der ein Stück stammt, lässt sich eingrenzen, der Zustand genau bestimmen, Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.
Aufklärung ist Teil ihrer Arbeit, besonders dann, wenn Laien einen größeren Schatz in ihrem Besitz vermuten, als er in Realität ist und die Schere zwischen ideologischem und monetärem Wert weit geöffnet ist. Unterm Strich: Das Antiquariat ist auf Sammler ausgerichtet, die hier auch mit kleinerem Budget das eine oder andere Stück finden – nach oben ist aber viel Spielraum. www.antiquitaeten-brune.at
lich7erloh [Lichterloh seven]
Neubaugasse 15, 1070 Wien
Der kleinste Laden der Lichterloh-Filialen präsentiert in der Neubaugasse 15, 1070 Wien buntes, freches Design des 20. Jahrhunderts. Die Schätze, die man hier findet, sind teilweise restauriert, viele aber auch im Originalzustand. So oder so verführen sie zu einer Zeitreise in eine Welt abseits der Konformität.
Galerie Holzer
Siebensterngasse 32, 1070 Wien
Die Galerie Holzer zählt zu Wiens größten Anbietern von Antiquitäten, die dem Jugendstil und Art Deco zuzuordnen sind. Die Bezeichnung „Galerie“ trifft es auf den Punkt – die Stücke werden sehr klar und luftig ausgestellt und kommen dadurch wunderbar zur Geltung. Spannend ist hier, dass man sich Möbelstücke nach Maß in traditioneller Handwerkstechnik und nach historischem Vorbild fertigten lassen kann.
P.S.: Das wunderschöne schmiedeeiserne Schild auf dem Titelbild gehört übrigens zum Kunsthandel Fiedler – ebenfalls im 7. Bezirk zuhause.
Titelbild: © Veronika Fischer