Neun Architekten zeigen mir sieben Gebäude. Eine architektonische Reise durch den 7ten beginnt.
Johann Nepumuk Adametz
Ich starte in der Bernardgasse. Dort hat einst, im Jahre 1854, Johann Nepumuk Adametz das Wohnhaus Nummer 2 neu adaptiert. Erbaut wurde es bereits 1817. In dieser Zeit nahm die Bevölkerung in Wien beträchtlich zu, was auch an der Bauweise und den vielen Adaptierungen sichtbar ist. Viele Häuser, ähnlich diesem, wurden aufgestockt um Wohnraum zu schaffen.
Gustav Orglmeister und Franz Kupka
Ich biege um die Ecke und stehe vor dem Eingang der Neustiftgasse 74-76. Dieses Wohn- und Geschäftshaus wurde 1896 von Gustav Orglmeister und Franz Kupka errichtet. Auch hier spiegelt sich die weit gefächerte Gestaltungsmöglichkeit des Wiens um die Jahrhundertwende wider: blockhafte, einfache Formen in Anlehnung an die von der Wagner-Schule favorisierten Dekorformen.
Carl Auböck
In südliche Richtung ziehend, prangt der Name Ostovics von einer Hauswand der Zieglergasse 74. Das Handelshaus Ostovics 1979 von Carl Auböck erbaut. Die sachliche, an internationalen Vorbildern orientierte Moderne scheint auch in diesem Bau durch. Nach Maria Welzig in Kuzmany 2009 charakterisieren Coolness, Geradlinigkeit und Modernität Carl Auböcks Gestaltungen von Geschäftslokalen.
Joseph Kubelka
Ecke Kandlgasse 16/Schottenfeldgasse 54 befinde ich mich vor einem 1890 erbauten Mietshaus. Joseph Kubelka ist der Mann, welcher hinter diesem Gebäude steht. Hier befindet sich einer seiner letzten Bauten. Bekannt wurde er aufgrund einer Fassade, welche sich über mehrere Häuser erstreckte und diese somit zu einem Ensemble verschmelzen lies.
Andreas Zach
Ich biege in die Westbahnstraße ein und die Nummer 16 ist nicht zu übersehen. Die Pfarrkirche St. Laurenz am Schottenfeld. 1784-1786 wurde die Kirche nach den Plänen des Architekten, Baumeisters und Innenausstatters Andreas Zach erbaut. Der Fassadenturm wurde jedoch erst ein Jahr später – 1787 – fertig gestellt. Zachs Schaffen ist signifikant für die Übergangsphase des sich zu Ende neigenden Barockzeitalters zu einer rationalistisch, klassizierenden Haltung hin.
Ernst Epstein
In der Hermanngasse 8 ist auf der Wand eines imposanten Jugendstilgebäudes in großen Lettern Junghans zu lesen. Dieses Wohn- und Geschäftshaus wurde 1912 von Ernst Epstein errichtet, welcher unter anderem, gemeinsam mit Adolf Loos, das Loos-Haus am Michaelerplatz erbaute. Sein Werk beinhaltet, angefangen bei dem damalig zeitgenössischen Geschmack, der secessionistische Dekorationsformen mit barocken Motiven kombiniert, bis hin zu einer einfachen Formensprache, viele Bereiche.
Alfred Wildhack und Robert Morpurgo
Schlussendlich beende ich meinen Spaziergang und befinde mich nun in der Richtergasse 9. Dieses Mietshaus wurde einst 1901 von Alfred Wildhack und Robert Morpurgo errichtet. Alfred Wildhack war ein dezidierter Vertreter des Späthistorismus mit der Intention „im Stil“ zu bauen und sich nur wenig aufgeschlossen der zeitgenössischen Moderne gegenüber zeigte. Gemeinsam mit Robert Morpurgo wurden auch zeitgenössischere Elemente eingefügt. Flach gegliederte Fassaden mit barocken Dekorelementen spiegeln das einstige späthistoristische Formenvokabular wider, welches auch hier vorgefunden werden kann.
Fazit: Dies waren sie nun, die sieben Schmuckstücke, welche mir den Weg durch den 7ten zeigten. Doch Architektur findet man überall und Häuser gibt es hier viele, sodass sich noch viele weitere interessante Spaziergänge durch den 7ten finden lassen werden; mit anderen Häusern und neuen Architekten.
Erste Veröffentlichung am 17.4.2015, Text und Fotos: Miriam Tsekas