Die besondere Geschichte der Westbahnstraße

Was gibt es Schöneres, als den besonderen Wiener Straßenzug namens Westbahnstraße zu durchschlendern und sich die vielen interessanten Shops, Gebäude und Lokale anzusehen? Die Straße, die wir heute so gerne rauf- und runterspazieren, gibt es schon eine ganze Weile. Und natürlich hat sie eine Geschichte, diese Geschichte wollen wir heute erzählen. Schon seit 1862 trägt die Westbahnstraße ihren heutigen Namen. Sie wurde nach der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn benannt, die schon sehr früh unter dem Namen „Westbahn“ bekannt war. Bevor die Westbahnstraße zu ihrem heutigen Namen kam, hieß sie unter anderem Lammgasse. Diesen Namen hatte sie wiederum von dem heute leider nicht mehr existierenden Haus „Zum Grünen Lamm“.

Seit 1902 verkehrt hier die Straßenbahnlinie 49 und verbindet Hütteldorf direkt mit dem Ring. Seit dem Frühjahr 2020 und der Eröffnung der „Kühlen Meile“ ist der Platz vor der Schottenfeldpfarre (Westbahnstraße 17/ Zieglergasse 33) wieder offener. Erbaut wurde die Kirche in den Jahren 1764-1787, auf dem kleinen Platz davor befand sich von 1807 bis 1870 ein Brunnen der Albertinischen Wasserleitung und diente lange Zeit als Marktplatz. Der Urban-Loritz-Platz trägt seinen Namen nach dem langjährigen und populären Pfarrer von Schottenfeld. Er zeichnete sich während seiner Amtsdauer durch sein umfassendes humanitäres Wirken aus und erhielt dafür die goldene Salvatormedaille der Gemeinde Wien. Bis 1892 lag der höchste Punkt Wiens – 212 Meter über dem Meeresspiegel – auch in der Westbahnstraße, nämlich bei der Hausnummer 54. Hier befand sich früher das Linienamtsgebäude der Westbahn.

Bis heute gilt das Grätzel als Hotspot für aufregendes Nachtleben. Aber bereits 1794 befand sich – in dem mittlerweile nicht mehr bestehenden Originalgebäude – in der Westbahnstraße 16 ein vormärzliches Vergnügungslokal mit dem Namen „Zum Schwarzen Schaf“. Der Gastwirt Matthias Lichtenberg wandelte damals einen Schuppen zu einem Tanzsaal um, der nur aus Brettern gebaut wurde. Deshalb nannte ihn der Volksmund schnell „Der Schafstall“. Wahrscheinlich auch, da sich über dem Eingangstor ein schwarzes Schaf aus Stein befand. Hier feierte Phillipp Fahrbach am Ostermontag des Jahres 1833 sein Dirigentendebüt. Auch Josef Lanner hielt seine Tanzkonzerte im Schafstall ab. Am 28. Februar 1847 wurde das Lokal, welches inzwischen seinen guten Ruf verloren hatte, geschlossen.

Von 1888 bis 1967 befand sich in der Westbahnstraße 25 die graphische Lehr- und Versuchsanstalt. Sie war ausgestattet mit Zeichensälen, Laboratorien, Ateliers und Werkstätten für Buch-, Stein- und Kunstdruck. Bildende Kunst kann man auch heute noch in der Westbahnstraße oft finden – auch an den Gebäuden. Bei der Westbahnstraße 1 kann man beispielsweise ein keramisches Relief der österreichischen bildenden Künstlerin Gertrude Diener namens „Spielmann mit Kindern“ aus Terrakotta finden.

Im Hof des Hauses Westbahnstraße 8 hat sich der schöne Sandsteinbrunnen des Vorgängerhauses erhalten, die sogenannte „Wasserresl“. Sie ist ein (unsigniertes) Werk des Malers und Direktors der Akademie der Bildenden Künste, Josef Klieber. Die „Wasserresl“ stellt eine Quellhüterin dar, die sich auf ihr Fass stützt.

Ein anderer berühmter Künstler, der sein Zuhause in der Westbahnstraße fand, war Gustav Klimt, er war Mitbegründer und erster Präsident der Wiener Secession und gilt als Hauptvertreter des Wiener Jugendstils. Die Westbahnstraße und das umliegende Grätzel waren nicht nur einst, sondern sind bis heute, ein Hotspot für Künstler*innen, Musiker*innen und Handwerk. Das war ein kleiner Abriss zur Geschichte der Westbahnstraße. Was die Straße heute ausmacht, welche besonderen Orte man dort besuchen kann und wo man in der Westbahnstraße Kunst, Kultur und Lebensfreude genießen kann, erzählen wir euch bald – bleibt dran!

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