Die Bandgasse – eine Betrachtung von einst und jetzt

Nummernschild Bandgasse. c Veronika Fischer

Parallel und in der Mitte von Hermanngasse und Zieglergasse, begrenzt von Burggasse und Seidengasse – da verläuft die Bandgasse, die ihren Namen im Jahr 1862 erhielt. Namensgebend waren die dort angesiedelten Bandfabriken.
im7ten hat die Historie der Gasse beleuchtet und sie im Heute unter Augenschein genommen.

Die ersten Bauten der heutigen Bandgasse entstanden um 1720. Die Gasse der Wiener Vorstadtgegend war zunächst als Lagenkellergasse, dann als Windmühlzwerchgasse und in weiterer Folge als Herrengasse bekannt, bevor sie 1862 – ein Jahr nach der Eingemeindung der Neubauer Vorstädte nach Wien – ihren heute noch gültigen Namen erhielt.

Bandgasse in Wien Neubau
Blick in die Bandgasse von der Seidengasse aus.

Historische Gebäude | Die Bandgasse einst und jetzt

In der Bandgasse sind, wie auch in allen anderen Gassen am Neubau, wunderschöne alte Fassaden zu bewundern. Mit architektonischer Eleganz fädeln sich die alten Gebäude wie Perlen entlang des schmalen Gassenzugs.

Doch nicht alle historischen Gebäude lassen sich hier heute noch finden. im7ten hat anhand des Wien-Geschichte-Wiki-Eintrags zur Bandgasse und Einträgen in ANNO, dem Archiv historischer Zeitungen und Zeitschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, den Einst-und-jetzt-Vergleich gemacht:

Bandgasse 1

So befand sich in der Bandgasse 1 einst das Gasthaus „Zum Maler“. Ebenfalls an dieser Stelle befand sich einst der Betrieb des Unternehmers Johann Gegendorfer, der hier Webekämme herstellen ließ, wie man der Wiener Weltausstellungs-Zeitung von 8. Februar 1873 entnehmen kann.
Heute spielen dort Kinder im Dorothea-Neff-Park, andere werden von den Bankerln zum Rasten und Sonnetanken eingeladen.

Dorothea Neff Park, Spielplatz im 7. Bezirk
Dorothea-Neff-Park

Bandgasse 4

In der Bandgasse 4 stand einst das Haus mit dem Beinamen „Zum schwarzen Elefanten“ an dem man „Reliefs griechischer und römischer Gottheiten in den Halbkreislünetten über den Fenstern im ersten Stock“ (Quelle: Wien Geschichte Wiki: Bandgasse, abgerufen am 08.08.2024) sehen konnte – heute befindet sich hier das Hotel am Brillantengrund, das in seinen 34 Zimmern im 50er- bis 70er-Jahre-Chic viele BesucherInnen des Bezirks unterbringt.

Bandgasse 4, Hotel am Brillantengrund

Bandgasse 5

In der Bandgasse 5 ging Carl Beitel um 1900 seinem Beruf als Buchbinder und Leder-Galanteriearbeiter nach – „Bindet Bücher gut und schön“, ist einer Anzeige in Der Naturfreund aus dem Jahr 1901 zu entnehmen.

Bandgasse 6

In historischem Gewand präsentiert sich das Haus der Bandgasse 6, das die Firma Schremmer beherbergt. Gemeinsam mit dem benachbarten Hotel bilden die beiden Gebäude eine optische (Kl)Einheit gegen die sonst deutlich höheren Gebäude der Bandgasse.

Bandgasse 8

In der Bandgasse 8 finden wir seit 1967 einen Bau der Gemeinde Wiens, der von Architekt Rudolf Münch entworfen wurde. An selbiger Adresse hat sich einst das Haus mit dem Beinamen „Zur blauen Weintraube“ befunden, in dem eine der prominenten Persönlichkeiten lebte, die die Bandgasse ihren Bewohner nannte: Benedikt Hainrizi (auch unter den Namen Benedikt Henrici bzw. Johann Henrici bekannt) war Architekt und war für den Bau des Hochaltars der Schottenfelder Kirche nach einem Entwurf von Johan Baptist von Hagenauer verantwortlich. Benedikt Hainrizi starb im Sommer 1799 beim Bau des Turmes der Stiftkirche, Mariahilfer Straße 24/Stiftgasse 2.

Bandgasse 8, der einzige Wiener Gemeindebau in der Bandgasse.

Bandgasse 10

Bis auf wenige geometrische Reliefs ist die Hausmauer in der Bandgasse 10 eher schlicht. Wenn der Bau sich auch mit der Ästhetik anderer Häuser der Gasse nicht messen kann, so lässt der Blick nach oben doch erahnen, dass es auf der Dachterrasse einen wunderbaren Ausblick über die Gegend geben muss.

Dachterrasse im 7. Bezirk, Bandgasse 10
In der Bandgasse 10 genießt man einen guten Ausblick.
Bandgasse/Ecke Kandlgasse gibt den Blick auf das Amtshaus frei.

Bandgasse 26

An der Hausmauer der Bandgasse 26 sieht man die Inschrift „Zum Rothen Tor genant“. Ein Bild aus dem Bildarchiv Austria der ÖNB zeigt das Haus im Jahr 1907. Ansehenswert! Das Haus, das neben seinen Nachbarbauten wie ein Winzling aussieht, hat viel von seinem originalen Charme behalten.

Bandgasse 27

Ein weiterer Unternehmer, der wie 53.000 andere bei der Wiener Weltausstellung ausstellte, war Andreas Geppert, der in der Bandgasse 27 Kunstblumen und Federnschmuck fertigte.

Bandgasse 28–31 | Bandgasse/Kandlgasse 4

Die Bandgasse war eine Hochburg des Druckes. In der Bandgasse 28 befand sich die Erste Wiener Vereinsbuchdruckerei, die Zeitung Das kleine Volksblatt hatte hier ihren Sitz, ebenso wie die Buch- und Kunstdruckerei Albrecht Dürer.
Die 1854 gegründete Papier-Industrie Anton Trenner mit eigener Druckerei lief so gut, dass der Unternehmer in der Ausgabe der Drogisten Zeitung von 6. November 1920 bekannt gab, dass seine Fabriksräume vergrößert und er neben der Bandgasse 28 nun auch gegenüber in der Bandgasse 29 zu finden sei.
Darüber hinaus hatte die Redaktion von Die Arbeit. Zentralorgan der österreichischen Arbeitgeber. ihren Sitz in der Bandgasse 31.

Unangenehme Realität: Antisemitischer Nährboden.

An der Ecke Bandgasse/Kandlgasse 4 hatte einst das nationalistische Blatt Ostdeutsche Rundschau seinen Sitz. Die technische Herstellung erfolgte durch die vorhin erwähnte Erste Wiener Vereinsbuchdruckerei. Am Tag des Umzugs in die Bandgasse berichtet das nationalistische Blatt in einem langen Artikel über die Entwicklungsgeschichte der Zeitung und skizziert den politischen Nährboden Wiens Anfang des 20. Jahrhunderts.

[…] Die „Ostdeutsche Rundschau“ ist gewissermaßen wieder an ihren Geburtsort zurückgekehrt. Wie sich die Freunde unseren Blattes erinnern werden, hatte die „Ostdeutsche Rundschau“ zur Zeit ihrer Umwandlung in ein Tagblatt ihren Sitze in der Bandgasse, die erste Nummer des Tagblattes wurde am 1. Oktober 1893 in der Offizin der Ersten Wiener Vereinsbuchdruckerei gedruckt. Damals war die Partei, auf welche allein das junge Blatt sich stützen konnte, noch klein und kaum im Stande, ein täglich erscheinendes Blatt zu erhalten. Die „Ostdeutsche Rundschau“ hat denn auch im Anfang einen harten Kampf um’s Dasein zu bestehen. Das erste Jahr des Bestandes der „Ostdeutschen Rundschau“ war für Herausgeber, Schriftleiter und Verwaltungsbeamte eine Zeit schwerer Sorgen und unendlicher Mühen, aber das feste Vertrauen, daß unsere gute Sache, welche das Recht und das Heil des deutschen Ostmarkvolkes ist, siegen werde, hielt den Muth Aller aufrecht. Langsam stieg die Auflage und erreichte endlich eine solche Höhe, daß die Herstellung des Blattes durch Rotationsdruck zur unbedingten Notwendigkeit wurde. […]

Aus: Ostdeutsche Rundschau, 24. September 1900, Seite 2f. Quelle: ANNO

Die Ostdeutsche Rundschau war Vorläufer des stark nationalen, antisemitischen Blattes Deutschösterreichische Tages-Zeitung, das zum Ende seines Bestehens als „Zeitungsorgan der deutschösterreichischen Nationalsozialisten“ anzusehen ist. (Quelle: Wikipedia: Deutschösterreichische Tages-Zeitung, abgerufen am 07.08.2024)

Bandgasse 41

In der Bandgasse 41 stand einst das Wohn- und Sterbehaus des Landschaftsmalers Joseph Orient (1676-1747), der vermutlich Vizedirektor der Akademie der bildenden Künste war. Das Haus trug den Beinamen „Zur goldenen Sonne“.
In der Wiener Weltausstellungs-Zeitung von 8. Februar 1873 ist an selbiger Adresse Carl Ernst Gerlach registriert, der Taschnerwaren erzeugte.
Und auch die Historie der Spielkartenfirma Piatnik, die ich unseren Leser*innen vor einigen Jahren erzählen durfte, hat hier ihren Ursprung:

Die spannende Geschichte des Unternehmens beginnt am 14. Oktober 1819 in Ofen mit der Geburt Ferdinand Piatniks, der 1835 die Lehre zum Spielkartenmacher beginnt. Als Geselle verlässt er die Heimat und tritt in die 1824 gegründete Kartenmalerei eines gewissen Anton Moser im 7. Wiener Gemeindebezirk ein. Die Werkstatt befindet sich im Haus „Zur goldenen Sonne“ (Schottenfeld 407, heute steht dort das Durchhaus Bandgasse 41/Zieglergasse 66).

Den vollständigen Artikel könnt ihr hier nachlesen.

Bandgasse 43

Im Haus nebenan – Bandgasse 43 – wurde einst im Hof ein Biedermeiergartenhaus errichtet, ob es noch steht bzw. in welchem Zustand es ist, ist der Redaktion nicht bekannt. Satellitenbilder zeigen aber, dass der Garten nach wie vor eine grüne Oase inmitten der Großstadt ist.

Damit haben wir die Gasse auch von Anfang bis zum Ende durchschritten. Bemerkenswert sind insbesondere die vielen Fassaden, die allesamt danach schreien, fotografiert und bewundert zu werden.

Die Bandgasse heute

Unternehmer*innen am Neubau

Einige der Unternehmer*innen, die heute in der Bandgasse tätig sind, haben wir in Beiträgen auf im7ten vorgestellt:

Freizeitprogramm

Aber auch Freizeitprogamm für Bandgassen-Bewohner*innen und -Besucher*innen haben wir herausgesucht.

Spaziergänge durch den 7ten

Wir freuen uns, wenn ihr uns auch beim nächsten Spaziergang durch die Gassen des Bezirks begleitet! Hier kommt ihr zur Rubrik Spazieren am Neubau.

Wenn ihr in der Zwischenzeit weitere Artikel über die Straßen und Gassen des siebenten Bezirks lesen möchtet, findet ihr hier einige spannende Infos:

 

Weiterführende Links

AEIOUDas kleine Volksblatt, abgerufen am 26. Februar 2019

ANNO: Wiener Weltausstellungs-Zeitung von 8. Februar 1973, abgerufen am 26. Februar 2019

Wien Geschichte Wiki: Bandgasseabgerufen am 26. Februar 2019

Wien Geschichte Wiki: Benedikt Hainrizi, abgerufen am 26. Februar 2019

Wien Geschichte Wiki: Das kleine Volksblatt, abgerufen am 26. Februar 2019

Wien Geschichte Wiki: Herrengasse (7), abgerufen am 26. Februar 2019

Wien Geschichte Wiki: Joseph Orient, abgerufen am 26. Februar 2019

Dieser Beitrag wurde erstmals am 27.02.2019 veröffentlicht und aktualisiert.

© Fotos: Veronika Fischer

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