Schlagwörter wie Plastikinseln im Meer, Ölteppiche, Ressourcenknappheit, Weltbevölkerungswachstum stehen slow fashion, slow living oder intentional living krass gegenüber. im7ten hat sich die Sache mit „der Nachhaltigkeit“ ein bisschen näher angesehen.
Ich bin überfordert! Jeden Tag treffe ich tausende Entscheidungen. Für mich, für unsere Kinder, für diese Welt. In einem Zeitalter, in dem wir verstanden haben, dass die Ressourcen dieses Planeten endend sind, und wahrscheinlich auch oft motiviert durch meine Rolle als Mama, möchte ich keinen Fisch mit Mikroplastik im Bauch essen, möchte ich keine grün geernteten Heidelbeeren aus Chile verfüttern, möchte ich keine hormonverändernden Substanzen in Kleidung, Nahrung oder Kosmetika wissen!
Aber zwischen den Plastikinseln im Meer, der Monokultur irgendeines Bauern am anderen Ende der Welt, den leerer werdenden Erdöltanks und dem Wunsch, intentional living zu betreiben, nur mehr slow fashion zu konsumieren und plastikfrei zu leben, liegen gefühlte Welten.
There is no plan(et) B
Die Ressourcen sind endlich und doch wird aus dem Fass „Erde” oft geschöpft, als besäße es keinen Boden. Wir reden über Achtsamkeit, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, aber was bedeutet das? Was steht hinter diesen Worten? Was bedeutet es für jedeN EinzelneN?
Was. Kann. Ich. Tun?
Der Schlüssel liegt darin, nicht in Schockstarre zu verfallen. Weder durch die Weltuntergangsszenarien, noch durch eine konsumverteufelnde Haltung. Realistische Ziele für die Nachhaltigkeit unserer eigenen (Kauf-)Entscheidungen sind ein hervorragender Ansatz! Um an einen Punkt zu kommen, an dem man den guten Vorsatz in eine langfristige Gewohnheit umwandelt, helfen ein paar kleine Schritte.
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Mindset
Wer achtsamer Leben möchte, muss sich zunächst damit befassen, was das bedeutet. Nachhaltiger zu leben hört sich nach Entschleunigung und innerer Ruhe an, und während das auch eines der Ziele ist, bedeutet die Auseinandersetzung mit der Thematik auch Zeitaufwand und mitunter eine Umstellung des Alltags oder gar des Lebenswandels. Take your time! Nichts überstürzen. Ziele setzen und sich planvoll an dieses nachhaltigere Leben heranwagen. Gut zu wissen: Routinen brauchen 90 Tage, um zu Gewohnheiten zu werden.
Tipp: In einer aktuellen Folge („#45 Fünf achtsame Routinen für deinen Alltag“) des Podcasts A mindful mess gibt Madeleine Alizadeh (DariaDaria) leicht umsetzbare Tipps für fünf Alltagsroutinen, die unsere Aufmerksamkeit gedanklich und körperlich auf unser Handeln lenken. Übrigens enthält die Folge davor („Ein kleines Tool für deine nächste Diskussion“) Argumentationstipps für die nächste Debatte im Freundeskreis zum Thema fast fashion, Plastikstrohhalme und Co. Die Podcast-Folgen sind mit (meist) rund 8 bis 10 Minuten kurz und knackig.
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Wissen
Nachfragen! Woher soll man wissen, was Nachhaltigkeit für den Hersteller oder Händler heißt, wie sie konkret aussieht? Der Schlüssel zu bewussten Kaufentscheidungen ist das Nachfragen, das Wissen und die Überzeugung. Im 7. Bezirk haben wir die vortreffliche Lage, dass es sehr viele EinzelhändlerInnen gibt, die sich tagtäglich mit Herstellungsprozessen und Lieferketten auseinandersetzen. Sie fungieren wie SchleußenwärterInnen, die in ihre Shops nur Produkte hereinlassen, hinter denen sie stehen.
Als KonsumentIn muss man sich also nicht notwendigerweise mit jedem einzelnen Hersteller, sondern vor allem mit dem Händler auseinandersetzen: Spricht mich die Unternehmensphilosophie an? Habe ich ein gutes Gefühl beim Einkauf in dem Laden? Ist das Konzept stimmig? Was sagt das Bauchgefühl?
… und fragen Sie einfach nach! Sie werden Dinge hören, sehen und feststellen, die Sie so noch nicht kannten.
Wer das nicht so gerne macht, kann sich bei uns haufenweise Background-Stories holen: Im Rahmen unserer Interviews und Unternehmensportraits haben wir schon vielen UnternehmerInnen des Grätzls Kaiserstraße/Westbahnstraße auf den Zahn gefühlt. Stöbern Sie gern mal durch das Schlagwort UnternehmerInnen am Neubau oder verwenden Sie die Suchfunktion auf der Seite, um Infos zu einem bestimmten Unternehmen oder Thema zu finden.
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Handeln
Mich persönlich spricht der Slogan think global, act local an. Das Große im Blick behaltend in meinem Wirkungskreis etwas tun – das hört sich machbar an. Wer lokal kauft, unterstützt nicht nur den Handel, sondern verkleinert auch seinen ökologischen Fußabdruck.
MODE
Eine Ressource doppelt zu nutzen, statt in eine neue (auch wenn sie von biologischer Herkunft ist) zu investieren, ist am nachhaltigsten. Deshalb führt der erste Weg hin zu einem nachhaltigeren Lebensstil zu Martina von Zweitkleid7, Westbahnstraße 7/Eingang: Hermanngasse 13, 1070 Wien, wo es Markenkleidung zum Second-Hand-Preis gibt.
Mode direkt von der/den Modemacherinnen gibt es beispielsweise bei wiener konfektion (ladyliker Everyday-Style), Westbahnstraße 4, 1070 Wien, modus vivendi (Streetware für Frauen und Männer), Westbahnstraße 7, 1070 Wien, oder Ingeborg Köberl (Couture), Westbahnstraße 36, 1070 Wien.
Brillenfassungen aus europäischen Manufakturen finden Sie bei SehProjekt, Westbahnstraße 6, 1070 Wien. Handverlesen von Inhaber Michael Reishofer kommen nur Hersteller ins Programm, die der Unternehmer auf Herz und Nieren geprüft hat. Dabei sind Produktionsstandort und Originalität der Designs nur zwei der Auswahlkriterien. Die Brillenfassungen der Designerin Sashee Schuster enthalten beispielsweise Reste von gemahlenem Kaffee, Rosenblüten, Federn oder Safranfäden. Die ausgefallenen Materialien werden zwischen zwei Acetatplatten gepresst, aus denen die Fassung mit der CNC-Fräse gefertigt wird. Auch die Philosophie der Berliner Marke ic! berlin geht unter die Haut – hier nachzulesen – spricht sie doch genau die Baustellen an, mit denen wir uns auf der Suche nach Nachhaltigkeit konfrontiert sehen.
HOME & INTERIOR
Vega Nova steht für Lebensqualität und Wohlbefinden in Sachen Gehen, Sitzen und Liegen. Vom Schuhwerk zur perfekten Couch geht es hier Produkte, bei denen Rohstoffe und Ressourcen mit Bedacht gewählt wurden. Vega Nova, Westbahnstraße 12, 1070 Wien.
Tipp für #skandilovers mit großem Retro-Faible: Vintage und bereit für ein zweites Leben sind die Stücke von designqvist: Kleinteile für Küche, Tisch und Deko im skandinavischen Mid-Century-Design. designqvist, Westbahnstraße 21, 1070 Wien.
Hier hergestellt, hier verkauft werden die Glasobjekte aus der Glashütte Comploj, Ecke Westbahnstraße/Bandgasse. Wir lieben Deko aus Glas!
LEBENSMITTEL
Unverpackt einkaufen kann man natürlich bei Felzl, wenn man sich sein eigenes Stoffsackerl fürs leckere Brot mitnimmt. Felzl, Kaiserstraße 51-53 (Ecke Kaiserstraße/Westbahnstraße), 1070 Wien.
Absolut zu empfehlen ist auch der Einkauf bei Familie Firmann, Westbahnstraße 2, 1070 Wien. In Firmann’s Bauernkörberl gibt es biologische Nahrungsmittel, die möglichst saisongerecht und regional hergestellt werden. Vergessen Sie Ihre wiederverwendbaren Sackerl nicht.
Mittwochs sollte man zwischen 11 und 19 Uhr bei DER Neubaumarkt am Platz in der Lindengasse Ecke Neubaugasse vorbeischauen, um auf Österreichs erstem Zero-Waste-Wochenmarkt Gutes, Saisonales aus der Region ins mitgebrachte Sackerl zu packen. Hier gibts noch mehr Infos zum Konzept des Wochenmarktes.
Immer freitags von 9 bis 18 Uhr findet der Lerchenfelder Bauernmarkt vor der Altlerchenfelder Kirche statt. Großartige Einkaufsmöglichkeit für regionale (Bio)Produkte.
vom FASS, Siebensterngasse 46, 1070 Wien, ermöglicht den Kauf von Essig, Öl, Spirituosen und Wein direkt aus dem Fass. Somit können auch kleinere Mengen – ab 100 ml – abgefüllt werden.
HANDGEMACHT
Wer gerne selbst herstellt und sich mit dem Prozess des Erschaffens befasst, wird bei Stoffsalon und Dieroff fündig. Nichts heilt fashion victims schneller und nachhaltiger, als sich mal hinter die Nähmaschine zu klemmen und herauszufinden, wie viel Zeit in die Herstellung eines Kleidungsstückes fließt – mich hat’s auf jeden Fall geleutert! Bei Stoffsalon, Westbahnstraße 38, 1070 Wien, gibt es LAUFEND tolle Nähkurse. Hier geht’s zur Workshop-Liste.
Bei Dieroff findet man Naturmaterialien wie Bambus, Bast, Sisalseile, Peddigrohr und vieles mehr für eigene Do-It-Yourself-Projekte. Im dazugehörigen Wollkonzert gleich nebenan gibt es darüber hinaus feine Wolle. Die Naturprodukte wie Bambus kommen teilweise aus entfernteren Gegenden.
LEBENSSTIL
Wer sich intensiver mit dem Thema „plastikfreies Leben“ und zero waste beschäftigen möchte, ist bei Bloggerin Pia von The Green Walnuts gut aufgehoben – wir haben hier schon mal berichtet. Sie wohnt im 7. Bezirk und hat daher die besten Infos rund um verpackungsfreies Einkaufen. In ihrem Blogbeitrag „Zero Waste Shopping Trip #1“ erzählt sie von ihrer Einkaufserfahrung und gibt tolle Tipps, was man beim verpackungsfreien Einkaufen im Nahgebiet um ihren (vielleicht auch Ihren) Wohnbezirk berücksichtigen muss.
Außerdem war Pia bereits in der füllbar, Lerchenfelder Straße 55, 1070 Wien, und gibt ihren Erfahrungsschatz weiter. In der füllbar kann man Reinigungsmittel wie Allzweckreiniger, Fett- und Kalklöser etc. aus 100 % natürlichen Rohstoffen, ohne synthetische Farb- und Duftstoffe kaufen. Um den Plastikverbrauch zu reduzieren, bringt man beim nächsten Einkauf die leeren, ausgespülten Originalbehälter wieder mit.
Also, los geht’s!
Sie haben weitere Nachhaltigkeitstipps für unsere im7ten-LeserInnen? Schreiben Sie unserer Redaktion.