Kürzlich erreichte uns die Frage einer Leserin, die wissen wollte, welches Unternehmen früher in der Neubaugasse 13 beheimatet war, bevor aus dem Ecklokal Neubaugasse/Lindengasse die Rauch Juice Bar wurde. Dank der Recherchestarthilfe von Kathrin Lenz (Rauch-Team), dem wertvollen Tipp von Karlheinz Peter, dessen Familie seit Generationen das Nachbargeschäft führt und dem wir an anderer Stelle bereits eine spannende Geschichte abgeknöpft haben, und der Zurverfügungstellung von Fotos durch Martin Frey, dem Betreiber der Website Wiener Geschäfte mit Geschichte, können wir heute in Bild und Text folgendes festhalten:
Da wo sich heute der Rauch Juice Bar Flagship Store befindet – wir haben uns hier bereits für Sie umgesehen und sogar schon einmal eine Inkognito-Redaktionssitzung abgehalten –, war vorher Lederwaren Bartik untergebracht. Das Fachgeschäft für Lederwaren bestand seit 1884 und bot eine große Auswahl individuell handgefertigter Damentaschen aus eigener Produktion. Darüber hinaus fand man hier alle Arten von Lederwaren wie Geldbörsen, Kartenetuis, Passhüllen sowie Aktentaschen, Koffer, Trolleys, Reisetaschen namhafter Hersteller und vieles mehr.
Das Grundstück, auf dem sich heute die Häuser in der Neubaugasse 11-15 befinden, bildete übrigens bis 1794 die „Andlerrealität“. Nach dem Verkauf an den Seidenzeugfabrikanten Jakob Bärnklau und den Kaufmann Jakob Lazzer wurde das Grundstück parzelliert und der Bau der Häuser in der Andler-, Dreilaufer- und Richtergasse begonnen. Die Dreilaufergasse wurde 1909 in die Lindengasse einbezogen.
Zurück aber zum Haus in der Neubaugasse 13, das zunächst den Namen „Zur kleinen Sonne“ trug, ab 1796 als das Haus „Zum schönen Garten“ bekannt war. Seit 1884 befand sich hier das Lederwarengeschäft von Heinrich Bartik. Das über mehrere Bartik-Generationen weitergegebene Geschäft gelangte durch die Übernahme im Jahr 1985 schließlich an Albert Pattermann, der in dem etablierten Lederwarengeschäft in der Neubaugasse eine gute Ergänzung zu seiner Lederwarenerzeugungsfirma in der Westbahnstraße 33 sah. Die bevorstehende Pensionierung von Albert Pattermann vor wenigen Jahren traf sich zeitlich mit der Anfrage des österreichischen Traditionsunternehmens Rauch, das die Immobilie gerne übernehmen wollte. Schlussendlich konnte der Fruchtsafthersteller den Lederwarenspezialisten zum Verkauf bewegen und baute die elegante und markante Fassade aufwendig nach, um das vertraute und charmante Straßenbild der Neubaugasse zu erhalten. Die sanfte Metamorphose in Bildern festgehalten hat übrigens Martin Frey, der gemeinsam mit Philipp Graf die Website Wiener Geschäfte mit Geschichte betreibt.
Zahlreiche Fotos von Wiener Geschäften mit Geschichte am Neubau finden Interessierte hier. Die Geschichten dazu gibt es bei uns auf www.im7ten.com:
Bonbons Neubaugasse, Emil Pfeiffers Puppenfabrik, Karl Peter’s Söhne, Kohlehandlung Hinterhoger, Piatnik, „Zur Stadt Krems“ – Wiens älteste Kegelbahn u. v. a. m.
Den Tipp, dass wir Albert Pattermann nach wie vor am Neubau treffen können, haben wir von Karlheinz Peter erhalten und was wir dann herausgefunden haben, erzählen wir beim nächsten Mal. Eines ist uns im Zuge der Recherche wieder bewusst geworden: Die Welt ist ein Dorf! Eines mit ganz viel Charme.