Anno dazumal im Schottenfeld.

Ein kleiner Ausflug in die Geschichte unseres Grätzels im7ten.

Das Schottenfeld, welches bis 1820 Oberneustift genannt wurde, hieß vor der Verbauung „außerhalb St. Ulrich auf den Schottenäckern“.

Wappen_Schottenfeld

Die frühesten Ansiedler des späteren Schottenfeld (seit 1777) waren Fuhrwerker, Milchmeier sowie Seidenweber.
Der Beginn der österreichischen Seidenfabrikation liegt  jedoch erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Als Kaiser Josef II. seine Industriepolitik einleitete, nahm die Vorstadt von 1760 einen großen Aufschwung, da sie zum Mittelpunkt der österreichischen Industrie wurde.
Josef II. wandte alles auf, um nicht nur das Fabrikswesen auf eine höhere Stufe zu bringen, sondern Österreich womöglich auch noch von den anderen europäischen Staaten industriell unabhängig zu machen. Er förderte deshalb den Unternehmensgeist, half Anfängern mit Staatsmitteln aus und verbot 1784 sogar die Einfuhr fremder Fabrikate. Außerdem rief er vorwiegend aus Süddeutschland stammende, fachkundige Arbeiter herbei, welche sich dann auch hier ansiedelten.
Um das Jahr 1800 florierten im Schottenfeld bereits mehr als 300 Fabriken mit über 30.000 Arbeitern; vorwiegend der Seidenfabrikation zugeschrieben: Band-, Seidenchenillen-, Petinet-, Strumpfwirk-, Posamentier-, Seidenzeug- und Gold- und Silberdrahterzeuger.
Von 1790-1830 war die glanzvollste Zeit der Wiener Industrie, und der Reichtum Schottenfelds war sprichwörtlich; der Ausdruck Brillantengrund entstand!

Doch bereits in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts geriet die Industrie am Schottenfeld in eine schwere Krise, welche 1848 ihren Höhepunkt erreichte, und viel zum Ausbruch der Revolution beitrug.

Wie entstanden die Straßennamen und was spielte sich dort ab?

  • Die Kaiserstraße war ursprünglich ein Feldweg, welcher die Penzinger Straße (Mariahilfer Straße) mit dem Fahrweg (Lerchenfelder Straße) nach Ottakring verband. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden auf den Schottenäckern immer mehr Häuser errichtet. 1760 wurde der zur Straße umgewandelte Feldweg nach Kaiser Josef II. Kaiserweg genannt und endete beim Kaiserbrückel über dem Ottakringer Bach.
  • Die Neubaugasse, benannt nach der Vorstadt Neubau, entstand nach der ersten Türkenbelagerung 1550. Ursprünglich fuhr durch die Neubaugasse die Pferdeomnibuslinie, ab 1907 die elektrische Straßenbahnlinie 3, welche den Südbahnhof mit dem Nordwestbahnhof verband. Diese wurde 1913 von der Straßenbahnlinie 13 abgelöst und schließlich 1961 von der Buslinie 13A (einst Doppeldecker) abgelöst.
    Einer Sage zufolge soll in der Neubaugasse Nummer 3 einst der Teufel mit einer Frau gerauft haben, die aufgrund ihrer Launen einem Hausdrachen glich. Dem Teufel soll dabei sogar ein Horn abgebrochen worden sein. (Nachzulesen ist dies in den Wiener Sagen: ‚Wo der Teufel mit der Bognerin raufte.‘)
  • Der Urban-Loritz-Platz entstand 1901, benannt nach dem langjährigen und populären Pfarrer von Schottenfeld Pater Urban Loritz, welcher durch sein umfassend humanitäres Wirken sogar die goldene Salvatormedaille von der Gemeinde Wien verliehen bekam. Auf dem Platz wurde ihm auch ein Denkmal errichtet.
    Ungefähr an der Stelle der Hauses Nummer 5 befand sich bis 1892 das größte, 18.000 Eimer fassende, Reservoir der Kaiser-Ferdinand-Wasserleitung.
  • Die Westbahnstraße wurde 1862 nach der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn benannt, dem heutigen Westbahnhof.
    In der Westbahnstraße Nummer 16 befand sich ein bekanntes Vergnügungslokal des Vormärz:  Zum schwarzen Schaf. Matthias Lichtenbergg, der Gastwirt, wandelte einen 1794 erbauten Schuppen zu einem  Tanzsaal um, der nur aus Brettern gebaut, mehr einer Scheune als einem Vergnügungslokal glich, und deshalb im Volksmund spöttisch der Schafstall genannt wurde. Über dem Eingangstor des Saales prangte ein schwarzes Schaf aus Stein.
    Philipp Fahrbach (Komponist und Kapellmeister; Schüler von Joseph Lanner) dirigierte am Ostermontag 1833 zum ersten Mal im Saal dieses Vergnügungslokals und Joseph Lanner (Komponist und Violinist; gilt neben Johann Strauss Vater als Begründer des Wiener Walzers) hielt dort seine vielzähligen Tanzkonzerte ab.
    Diese Gaststätte war ein berühmt-berüchtigter Zusammenkunftsort der Welt, die sich nicht langweilen will, und wurde schließlich am 28. Februar 1847, infolge der zahllosen Vorkommnisse, welche sich dort abgespielt hatten, behördlich geschlossen.

Fazit: Das sind nur einige Eindrücke davon, wie es wohl anno dazumal so war, im Schottenfeld. Wer sich noch mehr Hintergrundwissen über unser Grätzel aneignen möchte, findet bestimmt im Bezirksmuseum Neubau viele interessante Details, Bilder und Schätze aus längst vergangener Zeit.

Bild: Das Wappen vom Schottenfeld

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