Es war wohl eines der wenigen lang geplanten Projekte, dem selbst das Jahr 2020 in all seiner Originalität nichts anhaben konnte. Die aufwendige Umgestaltung der Neubaugasse startete pünktlich im Jänner 2020 und wurde trotz vierwöchiger Zwangspause im Frühjahr 2020 (bedingt durch Coronamaßnahmen) zeitgerecht zum Schulbeginn im September 2020 in den wesentlichen Punkten fertiggestellt. Detailarbeiten wie die Bepflanzung folgten in den Monaten danach. Nun präsentiert sich die lebendige Erdgeschosszone der Neubaugasse im neuen Look.
Was ist neu an der Neubaugasse?
Durch den Umbau der Neubaugasse entstand die erste klimaangepasste, kühle Begegnungszone Wiens. Dazu kommentierte der Neubauer Bezirksvorsteher Markus Reiter: „Die neue Begegnungszone entstand in einem intensiven Planungsprozess, bei dem wir mehrere Diskussionsveranstaltungen mit der Bevölkerung abgehalten haben und auch eng mit den Kaufleuten der Neubaugasse zusammengearbeitet haben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mehr Raum für Begegnung und Erholung für die Bewohner:innen ebenso wie eine Aufwertung der Einkaufsstraße Neubaugasse. Wir schaffen eine klimafreundliche Vorzeigestraße als Lebens- und Flanierraum.“
Im Zuge des Umbaus wurde die gesamte Einkaufsstraße barrierefrei gestaltet. Am auffälligsten sind die helle Pflasterung, die Begrünung durch Bäume, Stauden und Kletterpflanzen sowie die zahlreichen Sitzgelegenheiten in der Neubaugasse. Darüber hinaus sind die verkehrsberuhigenden Maßnahmen in der gesamten Begegnungszone Neubaugasse spürbar. Zwischen Burggasse und Mariahilfer Straße verkehren 13A und Radfahrer:innen in beide Richtungen, Fußgänger:innen queren den Bereich und auch Nutzer:innen von Tret- oder Elektrorollern können sicher am Verkehr teilnehmen. Kraftfahrzeuge können von der Burggasse kommend bis zur Höhe Lindengasse fahren – erlaubterweise mit 20 km/h.
Die Begegnungszone Neubaugasse bietet Platz für alle Verkehrsteilnehmer:innen
Die Anordnung und Art der Pflastersteine kann als vermittelnder Dialog zwischen allen Verkehrsteilnehmer:innen verstanden werden. Die durchgehende Pflasterung auf den Fahr- und Gehflächen öffnet den Raum und macht ihn barrierefrei zugänglich. Gleichzeitig sorgt die dazwischen liegende multifunktionelle Zone, in der Schanigärten, Bepflanzung, Sitzgelegenheiten und Radständer zu finden sind, für Sicherheit und ein rücksichtsvolles Miteinander.
Die neugestaltete Neubaugasse in Zahlen und Fakten
Sieben Rankgerüste bieten Kletterpflanzen wie Clematis und Akebie Halt und sorgen für vertikale Begrünung.
Zwei Wasserspiele – eines in der Richtergasse, eines in der Lindengasse gleich hinter der Regenbogenbank – machen im Sommer besonders den kleinen Besucher:innen Pritschelfreude.
36 Nebelstelen kühlen die Neubaugasse im Sommer ab.
Die Neubaugasse ist zur Gänze barrierefrei. Die neue Pflasterung erfolgte ohne Randsteinerhöhung. Unterschiedliche Steine kennzeichnen die verschiedenen Zonen.
Fast 100 konsumfreie Sitzgelegenheiten – Bänke und Sessel – wurden geschaffen.
69 neue Radständer in der Multifunktionszone zwischen Geh- und Fahrbereich laden dazu ein, den 7. Bezirk per Fahrrad zu besuchen. Die Neubaugasse ist in beide Richtungen für den Radverkehr geöffnet.
29 Schnur- und Wildbirnbäume wurden entlang der Neubaugasse gepflanzt.
Die 60.000 Granitsteine, die verlegt wurden, kamen von einem Waldviertler Familienunternehmen. Ein Stein wiegt rund 27 Kilogramm.
Es wurden Lade- und Haltezonen für Anrainer:innen und Kaufleute eingeplant.
Umbau ist auch immer eine Geduldsprobe
Naturgemäß verlangen Baustellen Bewohner:innen, Geschäftsleuten und Besucher:innen einiges ab. Die interimsmäßig geänderte Routenführung des 13A, gelagertes Baumaterial, Bauzäune und eine Belastung durch Staub und Lärm – all das galt es für gute acht Monate als Mittel zum Zweck hinzunehmen.
Um die Belastung jedoch so gering wie möglich zu halten und auch für das kommende Jahrzehnt vorauszuplanen, wurde das Projekt so umgesetzt, dass alle wichtigen Einbauten im Zuge der Umbauarbeiten erneuert wurden. Die sorgfältig getakteten Arbeiten von Fernwärme, Wien Gas, Wien Strom und der Wiener Wasserwerke ermöglichten einen zügigen und vorausschauenden Umbau. In einem Guss sozusagen. Damit wird Bewohner:innen und Geschäftsleuten ein Bauarbeiten-Fleckerlteppich erspart.
Neben den Herausforderungen gab es bei der Neugestaltung aber auch unterhaltsame Momente. In einem Kurzinterview erzählt Alexandra Zumoberhaus, Mitbesitzerin der Buchhandlung Hintermayer in der Neubaugasse, wie sie zu einer Baggerfahrt eingeladen wurde.
Eigener Baustellen-Telegram-Kanal
Darüber hinaus wurde ein Telegram-Kanal eingerichtet, auf dem es tagesaktuelle Informationen zum Umbau und etwaigen Umleitungen gab. Dieser Kanal, der vom Bezirk verwaltet wird, bleibt auch für die U2-Bauarbeiten bestehen. Wer sich einklinken möchte, kann sich die App Telegram am Handy installieren und die sich die #Baustelleninfo Bezirk Neubau aufs Handy holen.
Das Ziel des Umbaus der Neubaugasse
Das Vorzeigeprojekt vereint Klimaschutz im innerstädtischen Raum mit der Stärkung des Wirtschaftsstandorts Wien. Die Rechnung ist denkbar einfach: Schafft man dem stationären Handel und der Gastronomie ein attraktives Umfeld, hat das eine Frequenzsteigerung zur Folge. Und weil man, wo es schön ist, auch gerne länger bleibt, erhöht sich die Verweildauer der Besucher:innen in der Gasse und dem umliegenden Grätzl. Hier am Neubau ist man einfach gern – zum Wohnen, zum Arbeiten, zum Genießen des kulinarischen Angebots, zum Flanieren und zum Einkaufen.
Gemeinsam kulturelles Leben schaffen
„Ich glaube, dass das Bewirtschaften der Erdgeschosslagen, das Bewirtschaften und Beleben eines Grätzls eine große Aufgabe im kulturellen Sinn ist“, hält Kurt Wilhelm, Obmann des Vereins der IG der Kaufleute am Neubau und Geschäftsführer von Wald & Wiese, fest, der sich gemeinsam mit seinem Stellvertreter Peter Herzog, Geschäftsführer von Sonnentor in der Neubaugasse, für die Interessen der Kaufleute im Hinblick auf den Umbau der Neubaugasse eingesetzt hat.
Nächster Halt: DER Neubaumarkt
Auch das nächste Projekt, für dessen Verwirklichung die Bezirksvorstehung Neubau, die Wirtschaftskammer Wien und die IG der Kaufleute am Neubau intensiv zusammengearbeitet haben, ist schon in den Startlöchern: Auf dem neu gestalteten Platz in der Lindengasse wird ab Frühsommer 2021 ganzjährig mittwochs DER Neubaumarkt stattfinden. Von 11 bis 19 Uhr kann auf dem neuen Wochenmarkt Gutes, Nachhaltiges und Saisonales von regionalen Anbieter:innen gekauft und teilweise auch vor Ort genossen werden. Mehr Infos gibt es auf neubaugasse.at.
Das sagen Bewohner:innen, Besucher:innen und Kaufleute zur Neubaugasse
„Mir ist bewusst, dass so ein Umbau für direkt Betroffene nicht einfach ist. Als Besucherin hatte ich ein sehr charmantes Baustellenerlebnis. Ich hatte einen Termin in der Neubaugasse und habe das Haus, in dem das Meeting stattfand, ganz normal über den Gehsteig betreten. Eineinhalb Stunden später kam ich aus dem Haus und vor der Eingangstüre war eine tiefe Grube. Kein Gehsteig mehr da. Die Arbeiter haben mich freundlich angelächelt und ein Brett über die Grube, in der die Kollegen gerade gewerkt haben, gelegt. Die Situation war so lustig. Als wäre mir der rote Teppich ausgerollt worden.“ – eine Neubaugassen-Besucherin
„Ich habe den Entschluss zur Neubaugassen-Umgestaltung zur Begegnungszone gefeiert, und begrüße jede Form der Rückgewinnung von städtischem Lebensraum und zusätzlicher Begrünung. Die Umsetzung beinhaltet für meinen Geschmack allerdings zu viele KFZ-Kompromisse, etwa die dunkle Pflasterung des „Straßenbereichs“, der allen Beteiligten recht unmissverständlich das Auto-Revier signalisiert, und sich daher so gut wie keine Fußgänger auf den Bereich außerhalb der früheren Gehsteige „verirren“. Somit reduziert sich der „Begegnungseffekt“ quasi auf das langsamere Befahren der Straße mit ein paar flankierenden Bäumen, und mir bleibt die Hoffnung auf die nächsten, hoffentlich mutigeren Verkehrsberuhigungsschritte.“ – Christoph Kratky, Rückenglück
„Ich finde, dass die gemeinsame Präsentation der Straße irrsinnig wichtig ist“, erklärt Michaela Rosenauer von Bonbons in der Neubaugasse. Die neugestaltete Neubaugasse zieht ihrer Ansicht nach auf charmante Weise Besucher:innen an, „die einfach nur so durch die Straße spazieren, weil es sie interessiert, wie die Neubaugasse umgebaut wurde.“ Auf Instagram schreibt die Unternehmerin: „… man schlendert durch die Gasse, gönnt sich einen Kaffee und isst eine Kleinigkeit im Schanigarten. Auch Lebensqualität kann Wirtschaft sein.“
Wir freuen uns über weitere Stimmen zur Begegnungszone Neubaugasse in den Kommentaren!
Vorstellig werden in der Begegnungszone Neubaugasse
Wer die neugestaltete Neubaugasse noch nicht persönlich besucht hat, sollte das bald nachholen. Wie schon Kurt Wilhelm gesagt hat, ist das „Beleben eines Grätzls eine große Aufgabe im kulturellen Sinn.“
Wir freuen uns, wenn wir auf Instagram getaggt werden, damit wir die Eindrücke der Besucher:innen teilen können: @im7ten und @neubaugasse1070
Weiterführende Links
Bezirksvorsteher Markus Reiter auf Facebook: Under Construction – die Neugestaltung der Neubaugasse schreitet voran. Hier gibt es nochmal bewegte Bilder vom Umbau anzusehen.
neubaugasse.at: Der Neustart ist gelungen. Ein Rückblick auf das ReOpening der Neubaugasse im September 2020