[dropcap style=“default, square, or circle“]J[/dropcap]emand geht kurz aufs Klo und kommt nicht mehr zurück. So ein Schmarren! Ich sitze im Podium. Mit dir. Unerwünscht.
Unerwünscht nicht wegen dem Podium, sondern weil ich mich wirklich von dir überreden lassen hab, nach dem perversen Eklat, zuvor im Café M., ein weiteres Lokal aufzusuchen.
Du fragst mich bestimmt nach einer Zigarette und am Liebsten würde ich sie in diesem Moment mit meiner Spucke befeuchten, genauer gesagt, eigentlich komplett darin eintränken, um sie dir dann ganz langsam ins Ohr zu stecken und zu drehen…
Diese Zigarette wäre ihrer Zweckentfremdung als kleines, jedoch effektives Folterinstrument, bestimmt gut gerecht geworden, aber ich gebe sie dir natürlich ohne weitere Umstände und ich zahle dir auch noch deinen Spritzer, weil du ja heute deine Geldtasche vergessen hast.
Ich schaue zu und höre. Eng sei es und kompliziert, doch trotzdem annehmbar und alles ist zurzeit schwierig und es täte dir leid.
Und die Zeit ist lang, aber wohl kaum länger als dein Gesicht, während deiner eigenen Erzählung.
Dann musst du aufs Klo.
Okay, super, endlich eine kurze Pause, denk ich mir. Ich rauche eine weitere Zigarette und dann trinke ich meinen Spritzer aus. Noch ist alles in Ordnung, es könnten ja schließlich Schlangen vor oder in den Toiletten sein.
Dazwischen schaue ich an die Bar und denke mir kurz, wer von denen die dort stehen, wie sein könnten.
Ich rauche noch eine und überleg mir, was ich besser sagen hätte können oder sollen und bestelle mir doch noch ein Getränk.
Irgendwann muss ich auch aufs Klo und zuerst gehe ich instinktiv in das für die Frauen vorhergesehen, aber mittlerweile ist die Zeit dermaßen vergangen, dass ich auch einen Blick ins Männerklo werfe und ja, sogar die Türen zu den Kabinen öffne. Es war keiner drinnen und so musste ich feststellen, dass du, sowie die warme Semmel immer geht, nur kurz aufs Klo gegangen bist und nicht mehr von dort zurückkamst…“
Bild & Text: Alina Özyurt
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