Und sie beschützen das Wichtigste, das sie besitzen, generell und in diesem wahren Moment. Brav aufgereiht, einer neben dem anderen. Ihre Eier. Und ich sitze brav auf meinem Stuhl im Brickmakers, wieder einmal im 7ten Wiener Gemeindebezirk. Noch sitze ich, bald werde ich vielleicht aufspringen.
Für gewöhnlich ist dieser Bezirk mit jenem Lokal und vielen anderen in mitten, wie ich weiß, in verschiedenste Farben gehüllt, aber heute ist alles Rotweißrot und noch ein bisschen Extra rot für die Trikots der Portugiesen.
Doch es ist Gott sei Dank nichts passiert, weder den Geschlechtsteilen, noch sonstigen Körperorganen der Spieler und auch nicht dem Tor, welches anvisiert wurde. Beim Freistoß für die gegnerische Mannschaft.
Also sitze ich immer noch, aber vermutlich wird sich bald wieder ein passender Augenblick ergeben: zum sich gemeinschaftlich, dynamisch zu Erheben, das Gesicht zu verzerren, kurz die Atmung aussetzen zu lassen oder hemmungslos seine Meinung zu Letzterem Spiel- oder Nichtspielzug kundzutun.
„Burschen!!!! Auf gehts!!!! Ned schmusen-Spielen!!! Des gibt’s ja ned“ Vorne is des Tor, Is Runde muass ins Eckige“
Für den älteren Herrn links von mir haben sich solche Möglichkeiten heute schon des Öfteren zugetragen, eigentlich von Beginn an durchgehend und gerade eben wieder.
Nur wenige Minuten später halten die Spieler zwar nicht mehr ihre Hände vor den Schritt, aber es herrscht erneut höchste Alarmstufe, da es Elfmeter für Portugal gibt.
„Gefahr, große Gefahr!“-jetzt rufe ich.
Bekanntlich ging der Schuss von Christiano Ronaldo dann an die linke Torstange und mit ihm eine Welle der Erleichterung durch die Gemüter der euphorischen Fans im Raum, zu denen ich auch zähle.
„Mein Kind heißt Robert Almer“ schreit dieses Mal ein jüngerer Mann rechts von mir.
Das waren ein paar kleine Fußballimpressionen von einem großen Spiel. Von mir für euch. Live aus der Zieglergasse.
Bild & Text: Alina Özyurt
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