Ich habe Hunger und mich lüstet nach Brot. Nach schmackhaftem Brot.
Doch die Zeiger meiner Uhr sind schon seit längerem in die späten Abendstunden fortgeschritten. Und sauer lässt mich nicht nur der Sauerteig aufstoßen, welchen ich nie im Zeitpunkt der höchsten Brotnot angezüchtet habe.
Denn eigentlich braucht es nicht viel, um ein frisches, dampfendes Brot aus dem Ofen zu nehmen. Desto mehr Zutaten, desto außergewöhnlicher; doch dies sei allen selbst überlassen.
Jedoch Zeit muss man einplanen. Viel Zeit! Vor allem, wenn der Sauerteig erst wachsen möchte. Da kann es dann schon Tage dauern. Tage um zu gären und zu wachsen. Aber der Hunger treibt mich jetzt an. Doch wohin?
Die längst verschlossenen Türen der Bäckereien können meine Laune auch nicht heben.
Doch dann … doch dann an der Ecke Schottenfeldgasse/ Bernardgasse sehe ich etwas Neues!
Einen Brotautomaten. Gefüllt mit Brot. – Aber nicht mit irgendeinem. Brot von der Bäckerei FELZL.
Was für eine geniale Idee, vor allem für jene, denen erst spätabends einfällt, dass das Brot zuhause längst aufgegessen ist. Aber auch für die Bäckerei, welcher es ein großes Anliegen ist sorgfältig mit ihren Ressourcen, in welche viel Zeit und Liebe investiert wurde, umzugehen.
Und dann gibt es Kathrina Dankl. Sie hat‘s in die Wege geleitet. Dieses Projekt zum Thema Lebensmittelabfallvermeidung. Doch nicht alleine.
Am Anfang, vor etwa zwei Jahren, war noch nicht klar was aus ihrem Grundsatz, Brot ist zu wertvoll um es wegzuschmeißen, einmal werden sollte.
Daher stellte sie ein Team aus verschiedenen Disziplinen zusammen, um einen möglichst allumfassenden Zugang zu diesem Projekt zu erlangen. So kamen die Projektpartnern Horst Felzl, Thomas Hruschka und Wolfgang Wimmer und die Projektmitarbeiterinnen Andrea Lunzer und Angie Rattay mit ins B(r)oot.
Der Brotautomat wurde geboren.
Um die Evaluierungsmöglichkeit des Projekts zu erhalten und um daraus auch Bewusstseinsbildung schaffen zu können, wurde zu Beginn eine Umweltbewertung, von Wolfgang Wimmer, durchgeführt.
Die Frage lautete: Wie viel Brot kommt zurück?
Aufgrund der Ergebnisse stellte sich heraus, dass 16% der wöchentlichen Backwarenproduktion Retourware sind. (dies umfasst die Menge einer Sonntagsproduktion)
Eindeutig zu viel. Vor allem wenn man bedenkt, dass in Wien täglich so viel Brotwaren weggeschmissen werden, wie in Graz – der zweitgrößten Stadt Österreichs! – benötigt werden. (We feed the World)
Seit Anfang Oktober 2014 und der Inbetriebnahme des Brotautomaten hat sich dieser Anfangsprozentsatz um 45% verringert. Genial!
Einerseits kann nun vormaliger Brotabfall gezielter vermieden werden, Brotliebhaber und Backwarenfreundinnen können durchgehend und auch um 30 % weniger als während der Öffnungszeiten, übrig gebliebenes Brot vom Tag kaufen und andererseits zieht auch die Bäckerei Felzl einen Gewinn aus diesem Projekt. Nicht nur des Umweltgedankens wegen.
I LOVE BROT! Etwas Anderes bleibt mir nicht übrig, in die Welt hinauszutragen.
Realisiert wurde das Projekt I LOVE BROT, die erste Case Study von Less! Zukunftsfähiges Design, mit der Unterstützung von der Wiener Kreativagentur departure und der Wirtschaftsagentur Wien.
Fotos: Kathrina Dankl