Guter Kaffee, schöne Frauen, Pizza, Pasta und das stilvolle Durchqueren enger, gepflasterter Gassen per polierter Vespa. Schubladendenken ist zwar zu verurteilen und trägt in keiner Weise zum menschlichen Fortschritt bei, solange es sich allerdings um positiv konnotierte Klischees handelt, kann man schon mal ein Auge zudrücken. Der klassische Italiener fährt nun mal Roller und da man eben nicht das ganze Jahr am Gardasee abhängen kann, holt man sich durch den Kauf einer der trendigen Zweiradmaschinen ein Stück Urlaub ins Wiener Becken. Denn bei der Vespa handelt es sich nicht nur um ein zweckdienliches Fortbewegungsmittel, nein, die Maschinen von Piaggio verkörpern einen ganz speziellen Lebensstil. So sieht das auch Michael Stupnicki, Besitzer von Scooter in Motion in der Herrmanngasse Nummer 10.
Seit sieben Jahren im Siebten
Ursprünglich befand sich die Werkstatt mit Spezialisierung auf die Reparatur von Motorrollern außerhalb von Wien und das heutige Geschäftslokal diente dem Verleih und Verkauf von motorisierten Scootern. Herr Stupnicki erkannte allerdings relativ schnell das große Potential des siebten Bezirks als Standort für sein Unternehmen und so wurde kurzerhand umgesiedelt. Mittlerweile ist Scooter in Motion schon seit sieben Jahren in Neubau tätig und versorgt Kunden aus der direkten Nachbarschaft und angrenzenden Bezirken. Das ehemalige Angebot wurde allerdings eingeschränkt, zu hart sei die Konkurrenz im Verleih und Verkauf, so widmet sich der Chef nun nur noch dem spaßigen Teil der Arbeit. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr schraubt der gebürtige Grazer an Vespas und anderen Motorrollern herum und wirkt auch heute noch sehr zufrieden. Scooter in Motion bietet neben dem normalen Service auch komplette Motorrevisionen, die Überprüfung des Pickerls und die Reparatur von allgemeinen Schäden rund ums Zweirad an. Nach einem Unfall kümmert sich Herr Stupnicki sogar um die Versicherungsabwicklung, sollte dies erwünscht sein.
Wie aus Weniger Mehr wird
Wer beschließt, Scooter in Motion einen Besuch abzustatten, der darf nicht mit der weiträumigen Werkhalle eines Großindustriellen rechnen. Falls Sie Ihrem Sprössling also demonstrieren wollen, wie das mit dem Echo eigentlich funktioniert, suchen Sie lieber einen anderen Ort auf. Die Werkstatt in der Hermanngasse ist klein, das ist nicht zu leugnen. In der Mitte des Raumes befindet sich eine hydraulische Hebebühne, umringt von einem authentisch chaotisch angeordneten Sammelsurium an Werkzeug, hier wird immerhin gearbeitet. Herr Stupnicki reparierte früher auch Motorräder und Oldtimer, die passen jedoch nicht durch die Eingangstür seiner Werkstatt, also spezialisierte er sich auf Motorroller. Eine Entscheidung, die sich im Nachhinein als richtig erwies, denn letztendlich hat der Kunde die Wahl, wem er seine Vespa anvertraut und da übertrumpft der Fachmann eben den Allrounder. Wenn Sie eine neue Brille benötigen, gehen Sie schließlich auch nicht zum Hausarzt.
Über selbstfahrende Vespas und die Vorteile von Motorrollern
Wer kennt das nicht, die Ampel wird einfach nicht grün und wenn sie es dann doch tut, wirkt es eher wie ein kurzes Blinzeln im Vergleich zur Rotphase. Die Blechlawine drückt sich langsam in Richtung Kreuzung und Gedanken über sinnvoll verbrachte Lebenszeit machen sich breit, während der Blick geistesabwesend am Seitenspiegel des benachbarten Leidensgenossen haftet. Doch auf einmal tut sich was, ein Zweiradfahrer schlängelt sich provokant durch die Reihen seiner trägen vierrädrigen Verwandtschaft. In solchen Momenten zeigt sich der Vorteil des Motorrollers. Die Stadt ist eng, doch der motorisierte Scooter ist perfekt an diesen Lebensraum angepasst, das lässt sich nicht nur im aktiven Verkehr erkennen, auch die Suche nach Parkplätzen wird erheblich vereinfacht. Die Frage, ob der nächste evolutionäre Schritt des Motorrollers die selbstfahrende Vespa sei, verneint Herr Stupnicki leicht amüsiert. Es gehe schließlich um das Fahrgefühl, ein wahrer Fan könne auf das Schalten und Gas Geben einfach nicht verzichten.
Fotos: Daniel Klingler