Ein Abend am Neubau – Unterhaltung garantiert

Videoprojektion im Donau

Bei trockener Kehle und chronischer Unterbeschäftigung empfehlen wir einen ausgedehnten abendlichen Spaziergang durch den siebten Bezirk. Damit die Therapie ihre volle Wirkung zeigt, ist darauf zu achten, in regelmäßigen Abständen einen heilsamen Trunk in einer der unzähligen Gaststätten am Neubau einzunehmen. Da nicht jeder Genesungsmethode blind zu vertrauen ist, haben wir uns aufopferungsvoll dazu bereit erklärt, Risiken und Nebenwirkungen für unsere Leser zu minimieren und besagte Therapie im Selbstversuch zu testen. Vor jedem Abenteuer dieser Art sollte für einen gefüllten Magen gesorgt sein, also musste eine geeignete Stärkung her.

The best falafel in town

Ein orientalisches Lokal, das voller Bescheidenheit verkündet, das beste Falafel der Stadt zu servieren, machte uns neugierig. Da es in Wien nun wahrlich keine große Herausforderung ist, an diese Speise zu gelangen, ist es umso schwieriger an der Spitze des Falafelmarktes zu stehen. Der selbstbewusste Slogan des Maschu Maschu lockte uns in die geräumige Gaststätte in der Neubaugasse Nummer 20, wo wir nicht enttäuscht wurden. Ob es sich nun tatsächlich um das beste Falafel der Stadt handelt, ist natürlich nicht belegbar, es lohnt sich allerdings, hier vorbeizuschauen, wenn man Fan der Kichererbsenlaibchen ist. Ein weiterer Grund, dem Lokal einen Besuch abzustatten, sind die Soßen, die zu jeder Speise serviert werden.

machumachu

Second Hand Romantik und frischer Wind

Da wir nun gesättigt waren, war es an der Zeit, unsere Reise fortzusetzen und einen Ort ausfindig zu machen, an dem man den einen oder anderen Drink zu sich nehmen konnte. Die Wahl fiel auf das Café Liebling in der Zollergasse Nummer 6. Trotz vollem Magen und daraus resultierender temporärer Trägheit gelangten wir in kürzester Zeit  an unser Ziel. Bereits beim Eintreten erkennt man, dass es sich hier nicht um das klassische Wiener Kaffeehaus handelt. Die Einrichtung strahlt die Gemütlichkeit des großmütterlichen Wohnzimmers aus und doch wirkt es hier jung und frisch, alles ist anders und dennoch passt es zusammen. Selbst die Rohre, die sich an der Wand entlangwinden, wirken gewollt und sorgen für ein stimmiges Gesamtbild. In höherem Auftrag stehend verließen wir letztendlich das sich langsam leerende  Café Liebling und machten uns auf den Weg zur nächsten Bar.

liebling

Das Institut für Bierologie und Hektoliteratur

In Zeiten, in denen die Bierpreise willkürlich und mit größter Dreistigkeit kontinuierlich erhöht werden, sorgt das Biero mit soliden 2,50 € pro Krügel für Gerechtigkeit und klebt ein Trostpflaster auf das bodenlose Loch der studentischen Geldbörse. Manchmal gibt es hier Livemusik oder Karaoke, wir kamen leider nicht in den Genuss wippender Füße und nickender Köpfe, das nächste Mal vielleicht. Was wir allerdings genossen, war die große Auswahl an diversen Biersorten. 25 verschiedene Hopfenkreationen werden hier angeboten, immerhin trägt das Biero den Beinamen „Institut für Bierologie und Hektoliteratur“.

Dämmerlicht im siebten Bezirk

donau_cocktail neubau

Wenn der Abend langsam in den Morgen übergeht, hat man meistens nur noch ein Ziel. Nein, es ist nicht das heimatliche Schlafgemach, im Gegenteil, die Rede ist vom Donau. Und genau dort strandeten wir zuletzt dann auch. Die Bar hat schon etwas Magisches, ob es nun an den einzigartigen Projektionen liegt, die die Wände zieren oder an der späten Stunde, zu der man sich hier meist aufhält, ist schwer auszumachen. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem. Das Lokal ist einem stetigen Wandel unterworfen, jeder Besuch birgt eine neue Überraschung. Wer noch nicht hier war, sollte diesen Fehler schleunigst korrigieren. Das Donau verfügt zwar über ausgedehnte Öffnungszeiten, doch irgendwann ist auch hier Sperrstunde. Von munterem Vogelgezwitscher begleitet traten wir letztendlich den Heimweg an, denn selbst der siebte Bezirk schläft gelegentlich. Und so endete er, der Abend am Neubau.

Fotos: Daniel Klingler

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